29.10.2020 - Ausflug zum Osservatore, Lipari

Sicilia 2020: Isole Eolie

25.10.-5.11.: Lipari & Co

In Milazzo finden wir das Ticket-Office von Siremar, können aber nicht glauben, dass dieses verfallene, zugewachsene Gelände noch in Betrieb ist. Wir fahren erstmal weiter, finden einen Imbiss und essen 3 kleine Pizzas.
Zurück zum Ticket-Office, da ist auf einmal Licht, ja es ist in Betrieb. Wir tauschen unser Email-Voucher gegen das Ticket ein, haben noch eine gute Stunde Zeit bis zum Boarding und fahren die Küstenstraße entlang der Milazzo-Halbinsel. Schöne Aussichten, das Städtchen gefällt uns.

Gegen 17:45 Uhr kommen wir auf die Fähre, das Rangieren mit den Fahrrädern hinten drauf ist etwas abenteuerlich. Pünktlich um 18:15 Uhr geht’s los. Karin hält sich tapfer, es ist leichtes Stampfen. Kurzer Zwischenstopp auf Vulcano, um 20 Uhr sind wir auf Lipari.

Rossella, die Vermietern, wartet am Hafen auf uns, um uns den Weg zu zeigen. Ist auch nötig, wir hätten im Dunkeln den Weg nicht gefunden bzw. nicht getraut zu fahren: Das letzte Stück ist sehr eng, auf der einen Seite geht es steil runter, keine(!) Leitplanke.
Die kleine Wohnung ist einfach, aber okay … die Lage und der Ausblick sind traumhaft.

Seit heute ist quasi Lockdown in Italien: Dringende Empfehlung, nicht zu reisen, weiterführende Schulen sind geschlossen, Restaurants nur noch mittags auf. Wir beschließen, angesichts der weiter explodierenden Infektionszahlen, nur Outdoor-Aktivitäten zu machen und die geplanten Ausflüge nach Vulcano und Stromboli davon abhängig zu machen, wie Corona-konform die Fahrten mit den Aliscafi sind. (–> Sind sie, vorbildlich)

In den 11 Tagen hier haben wir viel Arbeit, so dass wir „nur“ 3 Tagesausflüge machen können. Fast jeden Tag findet sich aber eine Gelegenheit für eine Mittagspause in Lipari-Stadt oder kleinere Ausflüge mit dem Fahrrad – im Zweifelsfall wird eben abends gearbeitet.

Fazit:

  • Die liparischen Inseln sind eine Welt für sich (und rechnen sich selbst nicht zu Sizilien ☺️). Das Leben ist entspannter, alles ist gleichzeitig näher beieinander (auf der jeweiligen Insel) und weiter entfernt (mit der Fähre zur Nachbarinsel).
  • Die Mischung aus Bergen, Meer, Geschichte & Kultur und Vulkanen begeistert uns. Die Leute sind freundlich und entspannt, was aber auch an der noch durch Corona verstärkten Nebensaison liegen mag.
  • Vulkane sind toll 🙂: Lavafelder aus Bimsstein, Obsidian oder Kaolin auf Lipari, Fumarolen und Krater auf Vulcano, aktive Ausbrüche auf Stromboli.

Die Äolischen Inseln (Lipari, Salina, Vulcano, Filicudi, Alicudi, Panarea und Stromboli) liegen 50 km nördlich von Sizilien und sind vulkanischen Ursprungs. Derzeit aktiv sind Stromboli und Vulcano, Lipari gilt als ruhend, der letzte Ausbruch war vor ~1300 Jahren.

 
Hafen, Museum, Umgebung von Lipari-Stadt

Unser Airbnb liegt 2,5 km außerhalb von Lipari-Stadt, und 100 m hoch auf einem Hügel. Das ist toll für die Aussicht, aber spätestens hier zahlt sich aus, dass wir die E-Bikes dabeihaben. Man braucht kein Auto auf den liparischen Inseln – wir benutzen den Fabia genau einmal, weil wir trotz strömendem Regen noch einkaufen müssen.

Lipari-Stadt hat ca. 5.500 Einwohner und ist der Haupthafen der Inseln sowie Einkaufs-, Wirtschafts- und Kulturzentrum. Die beiden Häfen sind sehr unterschiedlich – die weitläufige Marina Longa ist der moderne Fährhafen, die kleine Marina Corta der alte und malerische Fischerhafen. Es gibt einige gute Restaurants: Bar Fratelli Laise an der Marina Longa und Caffè La Vela an der Marina Corta.

Eine Attraktion ist das Castello, mit dem archäologischen Museum.

Kurze Fahrradausflüge machen wir nach Canneto, zu den Cave di Pomice bei Porticello, den Aussichtspunkten Osservatore  und Punta della Crapazza.

Ausflüge:

 

28.10.: Wanderung auf den Gran Cratere di Vulcano

28.10.2020 - Vulcano, Blick auf Lipari
Vulcano, Blick auf …

Vulcano – der Vater aller Vulkane, genauer: der Namensgeber! So alle 200-300 Jahre findet ein Ausbruch statt, der letzte 1890. Die Fumarolen sind dauerhaft aktiv.

Wir müssen beide diverse Büffel jagen, kommen gut voran  … und beschließen gegen 13 Uhr spontan, die Gran Cratere Wanderung auf Vulcano zu machen.

Wir erreichen den 14-Uhr-Aliscafo (Tragflügelboot), stärken uns in Vulcano am Hafen mit Cappuccini und Dolce, dann geht es 270 Höhenmeter den Kraterhang hoch bis zu den Fumarolen. Die stinken gewaltig nach Schwefel und brennen sehr, wenn man sie einatmet. In einem Bogen gehen wir drumrum, noch weitere 100 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt des Kraterrands. Atemberaubend schön.

Gegen 16 Uhr beginnen wir den Abstieg, schöne Wolken und Lichtstimmung. Noch eine kleine Zwischenkraxelei auf den Hafenberg, mit Blick auf das Schlammbad und die Strände. Mit dem Schnellboot um 18 Uhr geht es in 10 min zurück nach Lipari, die Dinger sind ziemlich flott (50-60 km/h).

Eine tolle Wanderung, zwar nur 7 km, aber doch 2 Stunden wegen Höhenmetern und vielen Fotos.

Abends schaut Michael nach, welches Schiff am 4.11. von Palermo nach Genua eingesetzt ist … großer Mist, wieder nicht die La Suprema, sondern diesmal die Tenacia: Nur 4er Stockbettkabinen. „No way, diesmal will ich Balkon!“ Karin ist einverstanden, wir buchen auf die La Superba um, einen Tag später, dadurch haben wir sogar noch einen Extratag hier auf den liparischen Inseln. 👍

Gran Cratere:

 

30.10.: Giro di Lipari – Inselumrundung auf dem Fahrrad

Nur 27 km reine Strecke, mit 
Pausen, Entdeckungstouren, 
Baden und Mittagessen sind wir 9 Stunden unterwegs. 

Die Landschaft ist vielfältig:
 Im Süden sind Stadt, Hafen 
und einige Strände, im Osten 
die ehemaligen, riesigen Bimssteinbrüche, der Norden ist karg und nach dem Ende des Bimsabbaus einsam.
Im Westen bis 600 m hohe Berge und tiefe Schluchten, ein wenig aktiver Vulkanismus (Fumarolen) und die farbenprächtigen Cave di Caolino.

Die Spuren der Vulkanausbrüche sind gewaltig: 729 entstanden die 200 m dicken Bimssteinschichten, 1230 war der letzte Ausbruch, der den großen Obsidianflow Rocche Rosse im Nordosten erzeugte. Bims und Obsidian liegen überall „auf der Straße“.

Es gibt nur eine Straße, aber ungemein viel zu sehen mit kleinen Wanderabstechern (siehe die Bildergalerie rechts):

  • Die alten Bimssteinbrüche im Osten, 2007 stillgelegt. Ausgewaschene Schluchten, und man findet jede Menge Obsidian.
    Bis vor 20 Jahren lebten die meisten Liparer vom Bimssteinabbau, äußerst umwelt- und gesundheitsgefährdend. 2002 wurden die Inseln zum UNESCO Welterbe, mit der Bedingung, den Abbau zu beenden. Das machte aber keiner … bis 2007 der Staat die Firmen enteignete und alles abriegelte. Knall-auf-Fall wurden die Gruben verlassen, so sieht man heute noch Maschinen, Förderbänder, Hallen …
  • Das halb verlassene, halb schöne Stranddorf Acquacalda.
  • Cave Caolina (Kaolin-Grube): War früher mal ein Museum mit kleinem Visitorcenter, Parkplatz, Broschüren und ausgeschildertem Weg. Seit Jahren ist alles verlassen, es stehen noch die Schilder mit „A“, „B“ … „G“.  Etwas mehr als eine Stunde verbringen wir hier und staunen:
    – Ein Farbenrausch in gelb, rot, grün, weiß, sogar blau. Irre.
    – Aktive Fumarolen, die nur ganz wenig stinken, aber man spürt die warme Luft aus den Erdlöchern.
  • Mittagspause in der Pizzeria Al Bivio: einfach, aber alles frisch und lecker. So mögen wir es.
  • Aussichtspunkt Belvedere Quattrocchi
  • Spiaggia Valle Muria: über eine steilen Pfad durch eine kleine Schlucht geht es zu einem malerischen Kiesstrand, mit großen, schönen Steinen und Steilküste. Kein Mensch – wir baden ohne Schwimmsachen ;-) 

Gegen 16:30 Uhr geht’s nach Hause … und das doofe Komoot hat von sich aus von „Fahrrad“ auf „Wandern“ umgestellt, routet uns deshalb über einen engen, mega-steilen Fußweg. Wir schieben 15 min die Räder ‚runter – bzw. bremsen und stemmen uns ab. 

Noch kurz Einkaufen, die Fähre von Lipari nach Milazzo auf den 5.11. umbuchen. Im Airbnb ist der 5.11. auch noch frei, wir verlängern einen Tag.

Gegen 18 Uhr sind wir wieder zurück. Ein toller Tag, wir sind etwas müde. Karin kocht lecker (Steak, Reis, Gemüse), Michael schreibt Tagebuch und sortiert Bilder.

 

1.11.: Ein ganzer Tag auf dem Wasser (Vulcano und Lipari)

Um 8 Uhr steigen wir schon in die Fähre nach Vulcano, wir finden Eugenio von Sicily in Kayak (bei dem wir per WhatsApp zwei Tage vorher gebucht hatten) am kleinen Strand von Vulcano. Schon um 9:30 Uhr geht es auf’s Wasser.

Drei Stunden paddeln wir die Westküste von Vulcano entlang, durch Unterwasser-Fumarolen, an der Flanke des Gran Cratere vorbei, zu bizarren (und für Michael zum Teil gruseligen) Lava-Höhlen, in die wir rein oder durch paddeln. Wir haben fast keinen Wind und dadurch glasklares warmes Wasser, tolle Farben und Sicht. Karin schnorchelt sogar durch eine Höhle.

Mittags spendiert Eugenio uns Panini und Kaffee (wir haben komplett vergessen, irgendwas mitzubringen), nach 1 ½ Stunden geht es auf die Nachmittagsrunde.

Wir paddeln noch einmal etwas mehr als 3 Stunden, mehr schaffen wir heute nicht. Es geht ‚rüber nach Lipari, über das nur 800 m breite Meer zwischen den beiden Inseln. Durch einige Felsentore bis zu einem kleinen Strand, wo wir noch einmal schwimmen und schnorcheln.
Der Rückweg fällt uns dann doch schwer, 6 Stunden paddeln ist halt aus dem Stand nicht ohne.

21,3 km sind wir gepaddelt … Siamo orgogliosissimi di noi 😊.

Nach 8 Stunden sind wir wieder im Base Camp von Eugenio, schnell bezahlen (220€ inklusive Fotos), wir bekommen noch die Fähre um 17:55 Uhr zurück nach Lipari.

Die Räder werden auf Turbo gestellt, und es geht schnell den Berg zur Ferienwohnung hoch.
Mit letzter Kraft kocht Karin etwas für uns, Michael spült mit letzter Kraft … danach suchen wir jemanden, der uns vom Sofa ins Bett trägt.

Ein toller Tag mit Traumwetter.

Die Höhlen und Unterwasserwelten:

 

 
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