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Fotografie: Ixus und iPhone

Ixus (2005-2015)

So eine Spiegelreflexkamera wiegt mit Objektiv, Tasche, Ersatzakkus schnell 1.5-2 kg … immer nehmen wir sie also nicht mit. Dann las ich dieses Review bei Bob Atkins, noch weitere Tests bei dcresource und Imaging Resource …

Die Ixus 30 (SD200 in USA) hatte zwar nur 3 Megapixel, aber die waren völlig ausreichend für Web-Bilder und Papierabzüge bis 10×15.

Die Vorteile waren ziemliche Rauscharmut (die folgenden Ixus-Modelle rauschen stärker – Canon, shame on you!) und Schnelligkeit (Bildfolge, Auslösezeit).

Klar – eine Schönwetterkamera, nix für Available-Light-Fotografie oder schwierige Lichtsituationen. Auch der eingebaute Blitz ist eher eine Notlösung.

Aber sie ist halt immer dabei :-)

Leider ging die Ixus 30 nach 3 Jahren kaputt: mittlerweile war es ein Liebling der Kleinen, und irgendwann fiel sie ‚runter :-(
Update 7.2.2008: sie ist wieder da – für 40€ bei Ebay geschossen :-)
Update 4.8.2010: am Lake Powell verloren gegangen :-( Nicht wieder ersetzt … die Ebay-Stücke sind leider mittlerweile zu „ausgelutscht“.

Als Ersatz kauften wir die Ixus 70 (SD1000), 5 Generationen weiter.

  • ISO nominal bis 1600. Ab 800 rauscht es zwar sehr, aber ehe man kein Foto machen kann …
    Leider ist auch in den niedrigen Stufen das Rauschen stärker als an der Ixus 30.
  • 7 Megapixel sind gut, wenn man Ausschnitte braucht.
  • Auch der Film-Mode ist besser.
  • Aber sie ist langsamer als die Ixus 30 – der Preis der 7 Megapixel.

Die Ixus 70 ist auch immer dabei und macht schöne Bilder, wenn es hell genug ist.

Später gesellte sich noch die Ixus 105 dazu. Mehr Megapixel, mit IS, schlechteres Gehäuse mit mehr Plastik, kein optischer Sucher mehr, noch langsamer … Canon, shame on you … wieder eine Produktverschlechterung, aufgepeppt mit unnützen Marketing-Features.

Zur Bildqualität: Wenn heller Tag ist und keine schwierigen Lichtbedingungen herrschen (wie Kontraste oder Gegenlicht), dann kann man auf Web-Bildern oder Papierabzügen bis 10×15 (4″x6″) fast keinen Unterschied zur 40D sehen. Klar – DIN A4 Bilder oder größer, Nacht- oder Blitzaufnahmen, schwierige Lichtverhältnisse – da kommen die Ixus’e nicht an eine Spiegelreflexkamera heran.

Unübertroffen sind aber die Handlichkeit und die gute Bedienbarkeit.
Und beinahe hätte ich’s vergessen: eine Ixus ist einfach s c h ö n :-)

Update (Feb. 2013): Seit dem iPhone 5 benutze ich nur noch das iPhone als „Immerdabei-Kamera“. Die Bildqualität ist besser als Ixus- oder andere Kompaktkameras, einzig das optische Zoom fehlt.
Frau und Kinder lieben die Ixus aber immer noch – und die Bilder damit sind ja nicht schlechter geworden … bis ca. 2015, dann ist iPhone auch hier bequemer, besser, einfacher.

 
iPhone (ab 2011)

Das Ende der Kompaktkameras wurde 2007 mit dem ersten iPhone eingeleitet – die eingebaute Kamera  verbesserte sich stetig und rapide.

  • Mit dem iPhone 4s wird 2012 die „Ixus-Klasse“ erreicht. Bilder bei Tageslicht sind bereits besser.
  • 2012 kommt mit dem iPhone 5 eine deutliche Verbesserung beim ISO hinzu. Low-Light-Fotografie ist besser.
  • 2014 leistet das iPhone 6 Autofokus mit Phasendetektion, bewegte Motive sind jetzt kein Problem mehr.
  • 2015 schlägt das iPhone 6s endgültig alle Kompaktkameras in allen Disziplinen: Autofokus, ISO, Farbtreue.
  • 2018 kommt das iPhone 8 mit optischer Bildstabilisierung, mehr Farbtreue und Low Light Fähigkeiten.

Im Detail ist die Entwicklung hier nachzulesen.

Aus meiner Sicht fehlt nur noch eins, damit das iPhone die perfekte Kompaktkamera ist: ein optischer Zoom. Gerüchte sagen, dass es in diesem Jahr schon kommen soll … spätestens 2017 wird es dann wohl werden.

  • … okay, es wurde 2018: Das iPhone X hat zwei Objektive, ein Zoom und das Standardobjektiv.

  • 2019 rüstet das iPhone 11 Pro mit Objektiven und jede Menge Software-Power auf:
    – 3 Objektive mit (umgerechnet) 14 mm, 28 mm und 56 mm Brennweite
    Night Mode mit Belichtungen bis 8 sec (!) aus der Hand
    Deep Fusion überlagert automatisch mehrere Bilder
    Night Mode aktiviert sich bei Dunkelheit,  Smart HDR bei hoher Helligkeit, Deep Fusion bei mittleren Helligkeiten. Bilder bis DIN A4 lassen keine Wünsche mehr offen. Nur wenn Brennweite erforderlich ist (Tiere), braucht man noch das große Equipment.

  • 2021 kommt das iPhone 13 Pro, hochgelobt mit den neuen Sensoren und Objektiven … aber eine Riesenenttäuschung, die Apple-Software entrauscht und schärft so krass, dass viele Bilder einfach nur eine ärgerliche Matsche sind. Siehe diesen erschütternden Thread im Macrumors-Forum. Ich behalte es trotzdem, weil
    – manche Bilder einfach super sind,
    – und ich auf Software-Updates von Apple hoffe.
    Nachtrag 11/2022: Mit IOS 16 hat es wohl einige Verbesserungen gegeben – der „Schmier“ ist deutlich weniger.
 

Fotografie: Software für Bildbearbeitung

Software für Bildbearbeitung

Seit Frühjahr 2008 war ich mit meiner Foto-Software-Sammelsurium (Fixfoto, i2e, PerfectlyClear, PTLens, Schlagwortsuche, Neatimage, JAlbum) zunehmend unzufrieden. Außerdem sah ich bei Freunden, wie viel besser RAW statt JPG sein kann. Meine RAW-Versuche in Fixfoto waren aber alle gescheitert – einfach zu kompliziert.

Dann kam Lightroom 2, sehr gute Testberichte, und damit die Hoffnung, alle meine Bearbeitungsschritte in einem Tool integriert zu haben:

  • Kopieren von der Kamera, in einem Rutsch mit RAW-Konvertierung,
  • Sichten und Löschen,
  • Verschlagworten und Bilder verwalten,
  • Basisbearbeitung: Ausschnitt, ggf. Entrauschen, Helligkeit/Farben/Kontrast, Schärfen,
  • für manche Bilder Sondertuning wie Objektivkorrektur, Entfernen von CAs, lokales Bearbeiten,
  • Web-Gallerien,
  • und Verkleinern/Aufbereiten der Bilder für meine Webseiten.

Besonders gut an Lightroom finde ich die RAW-Konvertierung, die grundlegenden Konzepte Virtuelles Arbeiten, Sammlungen und Presets, die elegant integrierten Plug-Ins.

Kurz: Eigentlich gibt es nur ein Manko – man braucht einen schnellen Rechner mit viel Speicher. Mein Thinkpad T61 mit nur 3GB RAM war etwas träge, aber mit MacBookPro ist die Geschwindigkeit super.

 

Mit Absicht unterbelichtet, damit der Himmel nicht ausbleicht. Dann die Tiefen aufgehellt. Überbelichtet, um die Kids richtig zu haben. Dann auf die RAW-Reserven gehofft … Ausschnitt verbessert, Staubflecken entfernt, Himmel per Gradient verschönert.

Update 13.2.2016: Ich habe jeweils noch eine Bildversion ergänzt, die mit dem aktuellen Lightroom 6.4 bearbeitet ist. Man sieht große Fortschritte bei der Bearbeitung von Tiefen (siehe das linke Beispiel), während bereits richtig belichtete Bilder (das rechte Beispiel) von einer Bildbearbeitung nur minimal profitieren.

Außer Lightroom benutze ich derzeit nur noch zwei Tools:

  • AutopanoPro zum „Nähen“ von Bildern. Habe ich als halbautomatisches Export-Plugin sehr bequem eingebunden.
    Allerdings kann Lightroom mittlerweile auch Panoramas und vor allem die iPhone-Panoramen werden zunehmend besser. AutopanoPro nutze ich nur noch selten. (Update Sep. 2017: Lightroom kann das jetzt – wieder ein Tool weniger.)
  • Photoshop CS5, falls ich Bildmanipulationen wie Kollagen oder komplizierte Retuschen brauche. Aber Lightroom wird immer mächtiger, so dass maximal 1% meiner Bilder in Photoshop bearbeitet werden. (Update Sep. 2017: Mit Creative Cloud Abo ist das aktuelle Photoshop integriert.)

Update Sep. 2017: Ich bin auf Adobe Creative Cloud umgestiegen, mit Lightroom CC classic und Photoshop CC.  Da jetzt auch Panoramas und HDR in Lightroom gehen (oder Photoshop, falls Handarbeit erforderlich ist), benötige ich keinerlei andere Software mehr. Sehr angenehm :-).

Update Nov. 2019: Ich habe Topaz Sharpen AI und Topaz DeNoise AI entdeckt … und diese Software bewirkt manchmal Wunder im Retten von (leicht) verwackelten und (leicht) fehlfokussierten Bilder. Die Rechenzeit liegt allerdings im Minutenbereich (MacBook Pro 2018), pro Bild.

Update Jan. 2022: Der neue MacBook Pro 2021 mit M1max sowie die M1-Optimierung von Lightroom, Photoshop und Topaz sind ein Geschwindigkeitswunder 👍. Topaz rechnet jetzt im Sekundenbereich statt Minuten. Und überall halten jetzt AI-basierte Algorithmen Einzug: automatische Objekt- oder Himmel-Markierung ist mittlerweile Standard (und nahezu perfekt), Kantenverbesserung, das Lasso-Tool in Photoshop u.v.m. machen Bildverarbeitung immer einfacher.

Update Okt 2022: Mittlerweile haben sich Topaz Sharpen/DeNoise AI deutlich weiter entwickelt und wirken bei immer mehr Problembildern.

Update Apr. 2023: Ein großer Sprung kommt mit Lightroom 12.3 – Entrauschen mit KI ist jetzt ebenfalls integriert. Es funktioniert frappierend gut. Damit erleidet Topaz jetzt das gleiche Schicksal wie viele andere Addon-Programme: die Großen ziehen  irgendwann nach und können es besser.

Hier zwei Beispiele, beide mit ISO 12.800, der Bee-eater mit Fuji X-T3 und XF 100-400, die Nachtaufnahme in Taormina mit Fuji GFX 100S und GF 35-70.  Die Vorzüge des AI-Entrauschen in LR sind frappierend:

  • Farb-Entrauschen erhält die Farben exzellent. Bei manuellem Entrauschen reduziert der Farbe-Slider in LR immer auch die Farbsättigung, Topaz erhält die Farben ebenfalls recht gut, besser als manuell in LR, aber nicht so gut wie LR-AI-Entrauschen. Siehe die Farbdetails unter dem Blumentopf.
  • Durch die (erzwungene) Kombination mit LR-Details-Verbessern werden Details deutlich besser (und natürlicher) erhalten als in Topaz oder beim manuellen Entrauschen. Siehe das Vogelauge oder die Mauerdetails.
  • Frappierend finde ich, wie gut Details in Tiefen sichtbar gemacht werden. Siehe den Schnabel oder den Mauerschatten.

Natürlich ist es „unfair“, dass LR die beiden Funktionen AI-Entrauschen und Details-Verbessern kombiniert. Man kann sicher mit einer Kombination von Topaz DeNoise, Topaz Sharpen und Nachschärfen in LR noch etwas herausholen … aber 1. ist das mühsam, 2. nicht sicher, dass man dies hinkriegt, und 3. ist es viel bequemer, alles in einer Hand zu haben.

Links LR manuell entrauscht, rechts LR AI-Entrauschen Links Topaz DeNoise AI, rechts LR AI-Entrauschen
 
 

Fotografie: Objektive

Objektive

Nach einigen Monaten mit dem „Suppenhuhn“ Tamron 18-200 begannen mich schon in den ersten Monaten (2005) folgende Punkte zu stören:

  • die geringe Lichtstärke, d.h. Innenaufnahmen ohne Blitz oder Nachtbilder sind problematisch,
  • der fehlende Bildstabilisator, d.h. Verwackelungen bei hoher Brennweite und/oder wenig Licht,
  • 200 mm Brennweite waren manchmal doch zu wenig

Dazu kam das Studium von Objektivtests bei PhotozoneDigital PictureFred Miranda und die Übersicht im DSLR-Forum. Ich kämpfte lange mit mir, weil eigentlich (und immer noch!) hasse ich Objektivwechsel unterwegs.

Mein Fazit war: ich bleibe bei „ein Objektiv muss reichen“, aber nicht eins insgesamt, sondern „eins pro Trip“. Also eins für Ausflüge, eins für Wanderungen, eins für Sport, eins fürs Museum. (Das habe ich bis heute auch so gehalten: vor jeden Ausflug, Wanderung, Spaziergang entscheide ich mich für eins der Objektive. Die anderen bleiben zuhause bzw. im Fahrzeug.)

Auswahlkriterien sollten weniger der Preis sondern Qualität und Gewicht sein. (Ja – Gewicht. Siehe meine prägende Erfahrung mit dem Canon 100-400L ;-). Daneben haben sich für mich mittlerweile als wichtigste Kriterien herausgestellt:

  • Qualität in Auflösung, Kontrast und Farbe,
  • Autofokus-Genauigkeit und -Geschwindigkeit,
  • Bildstabilisator.
 
 
 

Teneriffa 2014: Langzeitbelichtung

Langzeitbelichtung mit Grau- und Grauverlaufsfiltern
12.11. Sterne, Roques de Garcia
2.547 sec Belichtung, mit 3-Stop Grauverlaufsfilter. ISO 100, f3.5, 16mm Brennweite

Nach der Basisausbildung (siehe Lofoten), wie man die richtigen Belichtungswerte aus- und umrechnet, ist der Schwerpunkt auf Teneriffa, den Einsatz der Graufilter und Grauverlaufsfilter zu üben. Für die Umrechnung nutze ich die App PhotoBuddy – es geht auch im Kopf, aber schneller und sicherer ist das „Daumenrad“, mit der man in der App die ISO, Blende und/oder Filter verschieben kann und daraus die jeweilige Belichtungszeit berechnet wird. Die wesentlichen Schritte (und Kniffs) sind:

  • Warum brauche ich eigentlich lange Belichtungszeiten, bzw. wodurch ergeben sie sich?
    Entweder weil nicht genügend Licht da ist, oder weil ich durch längere Zeiten bestimmte Effekte erzielen will. Typische Beispiel sind:

    • Wasser sieht fließend aus bei 0,3-1 sec. Ab 2 sec werden Wellen verwischt, ab 20 sec  ergeben sich die typischen „Feenbilder“.
    • Sonnenauf-/untergang: Hier braucht man wegen der Kontrastunterschiede Grauverlaufsfilter, so dass sich schnell 1/20-1/4 sec ergeben.
    • Sternbilder, Milchstraße: Hier möchte man keine Wischeffekte haben, als Faustformel muss die Belichtungszeit deshalb kleiner als 500/Brennweite sein. Bei 16 mm (Vollformat) also 30 sec … und das heißt dann, trotz der langen Zeit, ISO 3200-6400 und Blende 2.8.
    • Startrails: Die erhält man bei mindestens 20 min, besser 60-120 min Belichtungszeit. Und das heißt auch nachts (es darf kein Mond scheinen!), dass ein leichter Graufilter gebraucht wird. Oft ist hier auch ein Grauverlaufsfilter erforderlich, weil – trotz Dunkelheit – der Himmel deutlich heller als die Landschaft ist.
  • Einstellung der Belichtung:
    • Mit geeigneter ISO-Einstellung, Blende, ohne Graufilter, aber mit Grauverlaufsfilter wird die für diese Kombination richtige Belichtung bestimmt. Je dunkler es ist, desto höher wird hier ISO gewählt und desto offener die Blende. Am einfachsten geht es mittels Blendenautomatik (AV bei Canon) oder in kniffligen Fällen manuell (Einstellung M) mit Hilfe des Histogramms. Probeaufnahmen sind sinnvoll. Dies ist die Basis-Belichtung.
    • Dann wird die gewünschte Blende (Schärfentiefe), ISO, Filter und/oder Belichtungszeit eingestellt … die jeweils als variabel gewählte Größe ergibt sich.
    • Bei sehr hohen Belichtungszeiten taste ich mich in 2-3 Schritten ran – damit ich nicht erst nach 5 min Belichtung eine eventuellen Fehler bemerke.
  • Das Histogramm ist unbedingt zu prüfen:
    • Tagsüber sollten alle drei Farbkanäle möglichst „voll“ sein – jedoch maximal einer darf rechts anschlagen. Noch extremer ist ETTR – Expose to the right – erfordert aber auf jeden Fall die Nachbearbeitung in Lightroom oder Photoshop.
    • Nachts sollte der stärkste Farbkanal nur ca. 60% des Belichtungsspielraums ausnutzen. Sonst ist das Bild zu hell, nämlich taghell.
  • Scharfstellen beim Einsatz von starken Graufiltern: Man fokussiert ohne Graufilter, schaltet das Objektiv auf manuellen Fokus und setzt dann den Graufilter auf.
    Wenn es zu dunkel für den Autofokus ist, fokussiert man auf eine helle Lichtquelle und schaltet dann auf manuellen Fokus um.
  • Das sogenannte Dunkelbild ist wichtig bei Belichtungszeiten >1 min. Der Sensor erzeugt bei Langzeitbelichtungen „Farbstörungen“, die durch ein direkt anschließende Belichtung bei geschlossenem Verschluss (also „dunkel“) herausgerechnet werden. Bei einer 45 min Startrails-Belichtung ist die Kamera anschließend noch einmal 45 min beschäftigt, das Dunkelbild zu erzeugen. Dafür kann man sich aber ruhig auf den Heimweg machen – nur genügend Akku muss noch vorhanden sein. (Im Great Basin 2012 hatte ich dies vergessen – die Bilder sind wunderschön bunt gesprenkelt und für mehr als Web-Ansicht nicht zu gebrauchen.)

Hier ein paar Beispiele zum Einsatz von Grau(verlaufs)filtern.

  • Dabei sind Verlaufsfilter immer dann erforderlich, wenn die Kontrastunterschiede im Bild größer sind als die Dynamik des Sensors. Das Auge hat einen Dynamikumfang von bis zu 20 Blendenstufen, während die Topkameras heute 11-13 Blendenstufen beherrschen. Der Verlaufsfilter sorgt dafür, dass helle Bildbereiche (meist der Himmel) abgedunkelt werden. Das ist übrigens kein wirklicher Verlust, weil sowohl Monitore (gute decken bis 10 Blenden ab) als auch Papier (bis 7 Blendenstufen) noch einmal deutlich weniger darstellen können.
  • Graufilter dunkeln das Bild insgesamt ab. Einziger Grund ist, längere Belichtungszeiten zu erzielen.
 
Caldera, Teide, Sternenhimmel
30s, f5.6, ISO 2500, 16mm

  • Es ist stockdunkel, das Auge gewöhnt sich nach einigen Minuten an die Dunkelheit. Es erkennt sowohl Details im Vordergrund als auch an den Hängen des Teide und die Sterne im Himmel.
  • Aber selbst bei dieser Dunkelheit ist ein 0.6-Grauverlaufsfilter (2 Blendenstufen) erforderlich, sonst würde der „helle“ Himmel alles überstrahlen.
  • Der geschwungene Himmelsrand zeigt aber noch etwas Überstrahlung und erfordert Nacharbeit in Lightroom.
Corona Forestal, La Gomera
1/640s, f8.0, ISO 400, 90mm

  • In den Abendsonne hinein mit schmalem Bildwinkel … Helligkeit ist kein Problem.
  • Aber der Motivkontrast hat es in sich: weiße Wolken, schwarze Lava und dazu das recht helle Meer und die grünen Nadelbäume.
  • Darum ein 0.9-Grauverlaufsfilter (3 Blendenstufen), der die Wolken abdunkelt.
  • Dadurch kommen die Bäume zur Geltung, sie wären sonst (fast) so dunkel wir die Lava.
La Tejita bei El Médano
1/10s, f13, ISO 400, 16mm

  • Gegen die Sonne sind selbst mit dem Auge die Spiegelungen auf dem Meer zu grell, aber auch die Sonne überstrahlt.
  • Zwei Grauverlaufsfilter (0,9 und 0,6, also 5 Blendenstufen) dunkeln Himmel und auch das Meer weitgehend ab. Einer reicht bis zum Strand, der andere deckt den Himmel ab.
  • Zusätzlich müssen in der Bildverarbeitung noch die Lichter und Schatten bearbeitet werden.
Los Hermanos
Bild 1 vs. 2: 11,3 Blendenstufen

  • Ein Aufnahme mit der untergehenden Sonne im Rücken, die Berge sollten in der Sonne „glühen“. Tun sie aber nicht – die Sonne liegt hinter Dunstwolken :-(
  • Das normalbelichtete Bild ist nett, aber ohne Sonnenuntergangsstimmung.
  • Das 2. Bild mit 10-Stop-Graufilter ist 60 sec belichtet … und holt durch die lange Belichtung die wenigen Rottöne doch heraus, die es gibt.
 
 

Teneriffa 2014: Land und Leute

Unsere Gruppe …
14.11. Abschlussessen im Hotel - Serdar, Sebastian, Adrian, Bruno, Adam, Birgit, Michael, Michael
14.11. Abschlussessen im Hotel
12.11. Teide, Michael, Sebastian, Adrian, Birgit, Michael, Serdar, Bruno
12.11. Teide

… ist ein netter Haufen aus allen Teilen Deutschlands und der Schweiz.

6 Teilnehmer und 2 Betreuer – so passen wir alle in einen Minivan, was für die Fahrten und den Zusammenhalt sehr angenehm ist.

Alle verstehen sich gut, wir haben Spaß und lernen viel voneinander. Was sich dann ausdrückt in langen Abenden am Rechner und in der Hotelbar ;-).

Vielleicht treffen wir uns ja mal wieder …

 
Unser Hotel

Das Hotel Nogal liegt ca. 1 Stunde vom Flughafen Teneriffa-Süd entfernt. Bis hoch zum Teide fährt man ca. 45 min, so dass die wesentlichen „Locations“ (Südküste, Teide) schnell erreicht werden. Das Hotel ist ein umgebauter Gutshof, die Stallungen sind jetzt das Restaurant, das Haupthaus der Empfang mit, die Zimmer sind mit alten, individuellen Möbeln eingerichtet und alle von unterschiedlicher Größe. Die Küche ist sehr gut – und vor allem die Bar ist lange geöffnet ;-)

 
Der Einfluss des Lichts

Ein frappierendes Erlebnis waren die Kalkfelsen am Tajao Beach.

  • Zum Scouting waren wir um die Mittagszeit da. Die Felsen war schmutzig-weiß, sahen „nach nichts“ aus.
  • Wir vertrauten Serdar, der uns versicherte „morgens glühen die Felsen, ca. 30 min“.
  • Als wir gegen 6:00 Uhr am anderen Morgen dort waren … sind die Felsen schmutzig-dunkelgrau.
  • Aber dann … von einem zum anderen Moment explodieren die Farben, die Sonne taucht für viel zu kurze 30 min alles in rotgoldenes Licht.
 
 

Teneriffa 2014: Workshop

Fr./Sa., 7./8.11. Hinreise Aachen-Köln-Teneriffa

8.11. Hinflug - der Teide über den Wolken

8.11. Caldera, Teide
8.11. Caldera, Teide

Daniel bringt mich am Vorabend nach Köln, denn der Air Berlin Flug startet frühmorgens schon um 6:00 Uhr. Wir treffen uns zum Abendessen mit Serdar.

Am nächsten Morgen überstehen wir Aufstehen und Frühstück, treffen noch einen Teilnehmer. Der knapp 5-Stunden-Flug geht gut vorüber, in Teneriffa-Süd empfangen uns milde Temperaturen um die 20° C.

Gegen Mittag sind wir im Hotel Nogal, das auf ca. 1.100 m Höhe liegt. Ideal als Ausgangsbasis sowohl ins Gebirge als auch ans Meer. Die Zimmer sind zwar klein, aber sehr gemütlich und nett eingerichtet. Dazu gibt es einen großen Indoor-Pool, einen kleinen Außenpool und – das beste – ein wirklich gutes Restaurant.

8.11. Ermitage de las Nievas, Teide
8.11. Ermitage de las Nievas, Teide

Im Laufe des Nachmittags kommen alle Teilnehmer an, nach dem Abendessen geht es los zu den ersten „Locations“ in den Nationalpark Teide.

Aus der Caldera heraus fotografieren wir den Teide im Sternenlicht. Es ist frappierend, wie trotz Dunkelheit (kein Mond) der Himmel bei Langzeitbelichtungen überstrahlt. Ich bastele lange, bis die Grauverlaufsfilter richtig sitzen.

Nach Mitternacht üben wir Lichtspielereien an der Ermitage de las Nievas: Wir belichten 30 sec, in dieser Zeit werden die im Schatten liegenden Wände von zwei in den Büschen versteckten Heinzelmännchen angeblitzt … und wir puzzeln ca. 2 Stunden, bis alle Belichtungsparameter, Blitzintensität, -farbe und -dauer aufeinander abgestimmt sind. Ein Heidenspaß und ein schönes Resultat :-).

 
So., 9.11. Nationalpark Teide

Nach der langen Nacht (und der vorhergehenden Anreise) genießen wir erst einmal die Ruhe im Hotel. Gegen 14 Uhr brechen wir auf, es geht hoch auf 2.000 m in die Caldera des Teide.

Wolken- und Baumgrenze sind auf ca. 1.800 m (die Wolken liefern die Feuchtigkeit für die Bäume) und bilden die „Corona Forestal“ um den Vulkankegel.
In der großen Caldera des Teide sind die Lavafelder der verschiedenen Ausbrüche dankbare Motive.
Den Sonnenuntergang verbringen wir in der Nähe des Observatoriums.
Anschließend nutzen wir die Zeit bis zum Mondaufgang noch für ein paar Milchstraßenbilder.

Früh, schon um 21:00 sind wir zurück – gerade richtig für ein leckeres Abendessen.

 
Mo., 10.11. Meer, Berge, Rundfahrt

Um 5:00 Uhr ist Treffpunkt (für mich das schwerste bei so einer Reise – erstens früh und zweitens kein Frühstück), wir fahren noch im Dunklen zum Strand La Tejita bei El Médano. Vor Sonnenaufgang wird alles aufgebaut, Kamera, Belichtung und Filter eingerichtet, so dass wir die wenigen Minuten der Morgensonnenstrahlen für Fotos nutzen können. Anders als auf den Lofoten ist hier – näher am Äquator – der Sonnenaufgang viel kürzer, nur 15-30 Minuten statt Stunden.

Dies sind meine ersten „richtigen“ Sonnenaufgangsbilder. Es macht Spaß, die verschiedenen Belichtungsmöglichkeiten durchzuspielen, und gelingt ganz gut; das hatte ich nicht erwartet.

Wir gehen frühstücken und starten dann die 170 km lange Rundfahrt:

  • Der westliche Teil des Teide-Nationalparks mit den Lavas Negras (des Ausbruchs von 1798) und der Corona Forestal, die den Vulkan genau an der Wolkengrenze umgibt.
  • Über abenteuerliche Bergstraßen geht es nach Masca, einem „very typical“ Bergdorf, das von jeder Menge Reisebussen angefahren wird.
  • Abends fotografieren wir am Strand Agua dulce bei Los Silos eine alte Bananenfabrik.
  • Auf dem Rückweg leitet uns das Navi falsch und wir brauchen ewig. (Aber mittlerweile glaube ich, dass Serdar das gleiche wie 2015 in Lissabon hat – er sollte sich mal ein Kartenupdate zulegen ;-)
 
 
Di., 11.11. Nordküste

Morgens gibt es ein gemütliches Frühstück im Hotel, wir diskutieren unsere Bilder, tauschen Lightroom-Erfahrungen aus. Nach einem frühen Mittagessen geht es zur Nordküste, heute nehmen wir ca. 200 km unter die Räder.

Auf dem Hinweg ein kurzer Abstecher zum Tajao Beach, wir scouten für den Sonnenaufgang morgen früh. Wir müssen uns ja im Dunklen zurechtfinden – und hier ist Steilküste.
Nach der langen Fahrt besichtigen wir den Gezeitenpool in Bajamar, Punta de San Juan. Wir haben Glück, es ist Flut und recht hoher Wellengang und es gelingen viele schöne Bilder der Wellen, die über die Mauer brechen.
Anschließend der Sonnenuntergang in Los Hermanos, zwischen Bajamar und Punta Del Hidalgo. Dies war die einzige Location, die mir überhaupt nichts sagte, und außer technische einigermaßen gelungenen Fotos war kein „Burner“ dabei.

 
Mi., 12.11. Tajao Beach und Teide
12.11. Mein Standort, ich stand im Tiefen.
Tajao Beach: Mein Standort, ich stand im Tiefen.

Beinahe wäre die Truppe ohne mich losgefahren – dabei bin ich nur 5 Minuten zu spät zum Aufbruch um 5:00 Uhr :-!

Der Sonnenaufgang am Tajao Beach ist spektakulär, der sonst schmutzig-graue Kreidefelsen glüht orange in der Morgensonne. Ich beherzige Serdar’s Mantra: „Raus aus der Komfortzone“. Und verfrachte das Stativ ins knietiefe Wasser und mich dahinter, bis zum Bauch im Wasser. Da wir Ebbe bei Nipptide haben, also besonders tiefes Wasser, und überhaupt kein Wellengang herrscht, gelingt mir diese Expedition ins Meer. Bei normalem Wasserstand und/oder Wellen wäre ich wohl unsanft auf die Felsen geworfen worden – von Kamera&Stativ ganz zu schweigen. So eine Kombination aus Uhrzeit (Sonnenaufgang), Ebbe, Mond (Nipptide) und Wetter (keine Wellen) gibt es wohl nur 1x im Jahrzehnt. Glückspilz :-)

Den Nachmittag und Abend verbringen wir wieder auf dem Teide. Der Sonnenuntergang in der Caldera wird nichts wegen Wolken, dafür gelingen tolle Sternenfotos an  den Roques de Garcia.

Den Abend verbringen wir im Hotel, entwickeln Bilder mit Lightroom bis zum Abwinken, um 2:00 Uhr ist erst Ende.

 
 
Do., 13.11. Lavastrand Benijo Beach

Morgens ist wieder Ausruhen angesagt.
Abfahrt 14:00 Uhr, zwei Stunden Fahrt zum Benijo Beach. Am Rand der Steilküste ist ein altes Dorf, die Hälfte der Gebäude sind verlassen. In einem halb verfallenen Gebäude wird auf der kleinen Terrasse Essen serviert … und wir erhalten in dieser Taverne (El Mirador) das beste Essen der ganzen Woche.

Anschließend geht es runter zum Strand aus feiner schwarzer Lava. Wir erleben eine besondere Lichtstimmung und unsere Bilder sind fast kitschig rosa.

Die Stative finden es dagegen gar nicht kitschig … der feine, schwarze Lavasand kriecht in alle Gewinde, es knirscht ganz furchtbar. (Zuhause ist später mehrere Stunden Grundreinigung und neu Fetten angesagt, bis alles wieder gängig ist.)

 

 
Fr., 14.11. Corona Forestal

Sechs von uns fahren heute mit Adam nach La Gomera, Serdar und ich wollen lieber noch einmal zum Teide.

Wir haben einen geruhsamen Tag, machen 1 ½ Stunden Timelapse-Aufnahmen, besuchen noch einmal die Lavas Negras und die Corona Forestal und fotografieren den Sonnenuntergang über La Gomera.

Am letzten Abend feiern wir mit leckerem Essen und jede Menge Sangria Abschied von diesem wunderbarem Workshop. Nette Leute, tolle Insel, viele wunderbare Bilder.

 
Sa., 15.11. Ausbaumeln, Rückflug
15.11. El Médano: Ausbaumeln vor dem Rückflug
15.11. El Médano: Ausbaumeln vor dem Rückflug

Wir bringen gegen Mittag die meisten zum Flughafen, Adam bleibt noch eine Woche auf La Gomera, Serdar und ich fliegen erst um 22:00 Uhr nach Köln/Bonn.

Den Nachmittag verbringen wir beide gemütlich im kleinen Badeort El Médano.

 
 

Teneriffa 2014: Impressionen

 

Richtig stolz bin ich auf diese „fette Beute“:
Hüfttief im Wasser, mit dem Rücken zur Sonne,
Nipptide genau zum Sonnenaufgang, kein Wellengang …

… nur die Kombination aller Aspekte ermöglichte dieses Bild.
Ein Kletterabenteuer auf einen Lavahügel,
die Hoffnung, dass die Sonne nur auf den Baum treffen wird …

… und das Glück, exakt den Moment zu treffen.
 

Lofoten 2013: Langzeitbelichtung

Ein Universum von Möglichkeiten, Techniken, Motiven, Wissen fing an, mir zu dämmern, der Kopf schwirrte: Graufilter, Grauverlaufsfilter, Histogramm, Tiefenschärfe, Belichtung, Verwischen von Wolken, Glätten von Wasser, Wellen, Dynamikeffekte …
… mir schwirrt noch Wochen nach dem Workshop der Kopf, vieles habe ich technisch verstanden, nur einen Teil fotografisch begriffen, noch weniger habe ich verinnerlicht oder beherrsche ich nach diesem ersten Workshop. Also noch ein Workshop …

Die Equipment-Frage ist einfach zu beantworten: Stativ, Grau- und Grauverlaufsfilter, Fernauslöser.
Schon schwieriger, diese richtig einzusetzen, zu entscheiden, welche Belichtungszeit man braucht …
… und dann das schwierigste: Motiv und Bildaufbau!

Warum überhaupt Langzeitbelichtung? Einige Beispiele:

  • Bildqualität: mit ISO 100 werden die Bilder nun einmal besser als mit hohen ISO-Werten. Also geht die Zeit rauf.
    Dies gilt natürlich insbesondere in der Dämmerung oder nachts.
  • Tiefenschärfe: kleine Blende -> mehr Zeit. Dann kann auch tagsüber die Belichtung mehrere Sekunden erfordern.
  • Hohe Kontrastunterschiede erfordern den Einsatz von Grauverlaufsfiltern, was wiederum die Belichtungszeit erhöht.
  • Wenn man Wasser, Wolken, Wellen verwischen oder glätten möchte, landet man schnell im Minutenbereich. Graufilter bis 10 Blenden werden erforderlich. In diesem Zeitbereich von mehreren Minuten kommt zusätzlich als weiterer Effekt dazu, dass man „auf einmal“ Farben aufnimmt, die bei kurzen Belichtungszeiten nicht oder kaum sichtbar sind. Zum Teil surreale Bilder entstehen.

Hier ein paar Bilder die ganz gut gelungen sind:
(Weitere werden folgen … nach dem nächsten Urlaub, wo ich viel üben werde ;-)

 
Tiefenschärfe durch f/16, darum 0,4s.
ND-0,6-Verlaufsfilter.
Wellen, dynamisch bei 1/15s, f/16.
Wichtig und schwierig ist, den richtigen Moment so abzupassen, dass das Wasser auch fließend aussieht.
Wellen, bei  30s, f/10 sind nebelartig verwischt. Man beachte den Unterschied in der Wellenhöhe bei den beiden Bildern. 221s, 10x Graufilter, ND-0,9-Verlaufsfilter.
Das Wasser ist glatt, die Wolken verwischt, Rottöne im Himmel sichtbar.
 

Lofoten 2013: Nordlichter

Polarlicht
Arctic Light, red Aurora - by Fred Olsen, Norway
Arctic Light, red Aurora – by Fred Olsen, Norway
16.2. Laukvik
16.2. Laukvik

(oder auch Nordlicht, Aurora) entsteht, wenn der Sonnenwind (elektrisch geladene Teilchen) in der Nähe der Pole die Magnetschicht der Erde durchdringt und dabei in 100-200 km Höhe auf Sauerstoff- oder Stickstoffatome trifft.

Am häufigsten ist grünes Polarlicht (der Sonnenwind trifft auf Sauerstoffatome in ca. 100 km Höhe – rechts ein ganz zartes Exemplar, dafür mit mir als Blickfang ;-), recht selten ist rotes Polarlicht (Sauerstoffatome in ca. 200 km Höhe, siehe links das Bild von Frank Olsen, Tromsø) und äußerst selten violettes/blaues Polarlicht (Stickstoffatome, benötigen sehr hohe Energie). Bei uns in Deutschland sieht man, wenn überhaupt, also sehr selten, das rote Polarlicht, weil für die Sichtbarkeit in unseren Breiten hohe Energien und Höhen erforderlich sind.

Ursache für den Sonnenwind ist die Sonnenfleckenaktivität, die einen 11-Jahre-Zyklus durchläuft. 2012/13 war „Solarmax“, in dem Jahr kann man in Deutschland ca. 10-20x ein Nordlicht sehen. Im Gegensatz zu nördlich des Polarkreises, wo momentan fast täglich Erscheinungen sind …
…. aber, vorausgesetzt: es ist dunkel (Nacht, möglichst ohne Mond) und das Polarlicht in 100-200 km wird nicht von Wolken verdeckt. Also leider, je nach Wetter, doch nicht jeden Tag zu sehen.

 

Wie fotografiert man nun Nordlichter!?

Die Standardanleitung für Polarlichtfotos (siehe z.B. bei JuzaPhoto oder Bernd Margotte) lautet, in Kurzform:

  • Ausrüstung: Stativ, Spiegelreflexkamera, lichtstarkes Weitwinkelobjektiv
  • Einstellungen: Manuell scharf stellen, ISO hoch, Zeit 1-8 sec, Offenblende
  • … und falls nötig, mit Bildbearbeitung aufhellen …

Aber die Praxis ist leider deutlich komplizierter:

  • Polarlichter haben äußerst unterschiedliche Intensität – von mit bloßem Auge kaum sichtbar (aber per Langzeitbelichtung eindrucksvoll aufzunehmen) bis zu hellem Leuchten.
  • Die Formen reichen von flächenhaft über Bögen hin zu Wolken-, Pilz-, Blitz-, Schleierformen.
  • Und schließlich von stationär über langsam bis zu wogenden Schleiern.

All dies hat – natürlich – Auswirkungen auf die Belichtung, hauptsächlich Zeit und ISO-Wert, aber auch den Weißabgleich. Die erforderlichen bzw. sinnvollen Einstellungen gehen von ISO 100 und 1-2 sec bis zu ISO 3200 und 25 sec. Wobei natürlich zusätzlich eine Rolle spielt, wie viel (bzw. wenig) der Sensor der Kamera rauscht! Und für die Bildqualität ist Unterbelichten und per Bildverarbeitung Korrigieren nicht hilfreich – also empfiehlt es sich, direkt bei der Aufnahme bereits richtig zu belichten..

Wir nahmen auf mit Lichtwerten von -2 bis -6, immerhin 4 Blenden Unterschied. LW -6 ist so dunkel, dass man ohne Taschenlampe nichts sieht, LW -2 ist fast schon Dämmerung. Hier ein paar Beispiele:

 
10./11.2. Laukvik 14.2. Skagsandenbeach - Foto-Spielereien ;-) 16.2. Laukvik 10./11.2. Laukvik - 3 Top-Shots: hell flackernde Nordlichter :-)
LW -6
25s, f/3.2, ISO 3200
Stockdunkel, Nordlicht mit bloßem Auge kaum erkennbar, erst nach der Belichtung.
LW -5
25s, f/2.8, ISO 1600
Dunkel, Nordlicht ist zu sehen, aber in seiner vollen Ausprägung erst nach der Belichtung.
LW -4
30s, f/7.1, ISO 3200
Dämmerig, Nordlicht gut zu sehen, im Kamerabild aber detailreicher und „klarer“.
LW -2
8s, f5.0, ISO 1600
Hell, Nordlicht „springt“ einen förmlich an.
Kamerabild und Realität sind nahezu gleich.
 
Die wichtigsten Tipps der „PhotoTour-er“:
  • Nicht beim Stativ oder Kugelkopf sparen.
  • Die idealen Brennweiten sind 14/16mm am Vollformat, 10/11mm bei APS-C, möglichst mit Anfangsblende 2.8.
    Die Teilnehmer auf unserer Reise hatten das 16-35/2.8L für Canon, das Samyang 14/2.8 für Canon/Nikon, das Tokina 11-16/2.8 für APS-C. Alle geeignet und gut.
  • Belichtung und Fokus manuell einstellen. Und zwar auf Basis des Histogramms so, dass drei Lichtwerte gefüllt sind.
  • In RAW fotografieren, aber trotzdem mit manuellem Weißabgleich. Wir haben als Startwert 3200K gewählt und dann so justiert, dass die Farben auf dem Display natürlich aussehen. Man kann den Weißabgleich bei RAW zwar auch nachher ändern, aber das Histogramm wird mit dem jpg-Bild berechnet, also mit dem Vor-Ort-Weißabgleich. Und mit verfälschtem Histogramm … siehe oben, kann man die Belichtung nur schlecht einstellen.
Der wichtigste Punkt aber ist: Üben, Üben, Üben. Zum Beispiel:
  • Manueller Fokus … den kann man vergessen, falsch einstellen, aus Versehen verstellen … oder Denken, dass das ∞-Symbol auf der Skala auch auf „unendlich“ scharf stellt (was – wie ich jetzt weiß – bei keinem Objektiv so ist ;-)
    Aber es prägt sich schnell ein, wenn man durch solche Fehler ein- oder zweimal die Aufnahmen der letzten Stunde wegwerfen muss :-(.
  • Der Kameragurt hängt runter und flattert im Wind …
    … auch so kann man einige Bilder erfolgreich verwackeln … oops.
  • Natürlich, wie immer bei manuellem Betrieb … man vergisst, die nicht so naheliegenden Werte wie ISO oder Weißabgleich einzustellen …
    … und hat dann nach 20 sec Belichtung dank komplett unsinniger Werte nur Schrott produziert.
  • Der Bildausschnitt war speziell für mich ein Dauerthema: Horizont, Bildelemente angeschnitten oder fehlen, Bildaufteilung, Elemente überlappen sich ungünstig … ich glaube, hier werde ich noch Jahre brauchen bis das – wenn überhaupt – sitzt.
Mein persönlicher Aha-Effekt: das Histogramm!

Nach einem Tag hatte ich es begriffen, und ab dann war der technische Teil (Belichtung) geschafft … in den nächsten Workshops kann ich mich also auf die Bildaufteilung konzentrieren ;-)