Fuji X-T2 mit 18-55mm

Fotografie: Fujifilm

Das Fujifilm X System
Das Fujifilm X System
Das Fujifilm GFX System

Spiegellose Systemkameras wurden erstmals 2008 vorgestellt (Micro Four Thirds). Ich habe sie mir immer mal angeschaut, aber Bildqualität, Autofokus und vor allem der Sucher waren lange Zeit deutlich schlechter als bei digitalen Spiegelreflexkameras.

Besonders der Sucher störte mich: Flimmern, Aussetzer, Rauschen und – am schlimmsten – das zeitverzögerte Bild beim Schwenken. Mir wurde dabei sogar schwindelig.

2012 kam Fujifilm mit der X-Serie auf den Markt. Ein Kollege wechselte von Canon APS-C auf die Fuji X-E1 und war begeistert. Bildqualität und die Objektive fand auch ich sehr überzeugend, aber Autofokus und vor allem der elektronische Sucher waren mir noch zu schlecht. Aber ein deutlicher Fortschritt und es war absehbar, dass in wenigen Jahren die spiegellosen System vorne liegen werden. Auch bei Kameras begann sich digital gegen analog durchzusetzen! Angetan war ich vom Gewicht und der Kompaktheit … aber lange Zeit blieben Spiegelreflexkameras  deutlich besser.

2016 ist für mich die Fuji X-T2 auf dem gleichen Level wie Canon 5D III und ich wechsle komplett auf Fuji. Ich bin zufrieden.

2022 erscheint mit der Fuji X-H2S die (bis dahin) mit Abstand schnellste Fuji-Kamera, nach den Firmware-Updates 2023 erreicht der Autofokus nicht ganz die Liga von Sony, aber ist recht gut. Leider sind diese schnellen Kameras durch ihren stacked Sensor nicht gut geeignet für Langzeitbelichtungen. Darum stand ich vor der Wahl: Schneller Autofokus ja/nein? Und wenn ja, weiter Landschaft/Langzeitbelichtungen? Die Antwort war zu erwarten: beides!
Also eine zweite Kamera für Langzeitbelichtungen, dann auch mit mehr als 26 Megapixel. Ich dachte mir … wenn schon denn schon … und so wird es die Mittelformat-Kamera Fuji GFX 100S.


Die Fuji-Evolution :-)

 

 

Fuji GFX 100S (2022-)

Fuji GFX 100S mit GF 35-70
Fuji GFX 100S mit GF 35-70

Die Kernfrage war, ob ich soviel Geld ausgeben möchte. Leichter gemacht wurde es mir durch Fujis Cashback-Aktion Ende 2022, einen schönen Discount meines Fotohändlers (dem ich seit Beginn des Hobbies 2005 treu geblieben bin) und die guten Wiederverkaufspreise der Fuji-XF-Objektive  (ca. 60-70% vom Neuwert).

Nur kurz überlegen musste ich, ob es die 50 Megapixel GFX 50S II oder die 100 Megapixel GFX 100S wird. Auflösung. Dynamikumfang, Autofokus und Rauschen sind bei der GFX 100S sehr viel besser, siehe den m.E. objektivsten Review bei dpreview. Außerdem ist der Abstand in der Bildqualität der GFX 50S II zu den neuen 40 Megapixel Kameras X-T5 und X-H2 zu klein, um die Nachteile (siehe unten) aufzuwiegen.

Zur Sicherheit noch der Check, ob Speicher- und Rechenbedarf für die deutlich größeren RAW-Dateien ein Problem sind:

  • 60 MB (statt 20) pro Bild sind schon ein Wort, aber hier baue ich auf die stetig sinkenden SSD-Preise.
  • Die Geschwindigkeit bei Speichern, Lesen und Bildbearbeitung ist mit dem Apple M1max mit 64 GB Hauptspeicher kein Problem, alles geht flüssig und ohne Wartezeiten. Als Härtetest habe ich ein Panorama aus 20 RAW-Bildern in Lightroom und Photoshop zusammengesetzt. Dauert, aber mit 1-3 min kein Problem. Mit den kleineren 20 MB RAWs der X-T3 dauert es weniger, aber auch knapp 1-2 min.

18.11.2022 - Taormina, Sonnenuntergang über Naxos
18.11.2022 – Taormina, Sonnenuntergang über Naxos


Vor- und Nachteile

In einem Satz: Überragende Bildqualität 😍, aber teuer, langsam und schwer 😱.

Meine persönliche Wertung im einzelnen:

++ Fuji GF Objektive sind mit das beste, was man kriegen kann.
++ Dynamikumfang: 12,5 EV 👍, damit in einer Liga mit Phase One, Hasselblad und dem Sony Topmodell.
++ Die Farben der GFX … wunderschön, das sagen „alle“ und ich finde es auch!
++ Tonwertumfang: Das ist der große Vorteil des großen 100 Megapixel-Sensors. Die Files lassen sich extrem bearbeiten.
(+3 EV Tiefen geht meist, ohne dass Rauschen überhand nimmt. Bei Farben ebenfalls sehr viel mehr Reserve, ehe Farbabrisse kommen.)
++ Sehr rauscharm bei hohen ISO:  1,5-2 Blendenstufen besser als X-T3, X-T5, X-H2S.
++ IBIS: Mehr als hilfreich, um so viele Megapixel ruhig zu halten.
+   Langzeitbelichtungen: Keinerlei Rauschen oder Hotpixel bei ISO 100. Siehe diesen Review, mit schönen Beispielbildern.
+   Sehr präziser Autofokus, bis -5.5 EV. (Zum Vergleich: X-H2S -7, Canon R5 -6, Sony a7v nur -4)
(+) Auflösung: Ja, man kann saaagenhaft reinzoomen … aber die 100 Megapixel braucht man defakto sehr selten.
(+) Bedienung (PSAM), Akku, Ladegeräte sind identisch mit der X-H2S.
o   Der langsame Autofokus ist mir egal, weil ich für Tiere die X-H2S habe.
o   Gewicht: siehe unten
o   Bildgröße: damit kommt mein MacBook M1max problemlos zurecht.
–   Die Vierwege-Wippe fehlt 😳. Echt doof, Platz wäre genug.
—  Preis. Etwas gemildert durch Cashback, Discount und den Verkauf der meisten XF Objektive und der X-T3.
?   Deutlich weniger Schärfentiefe als bei APS-C. Wie werde ich damit zurecht kommen?
Muss ich zum Focus Bracketing greifen? Oder ist auch f/11-f/16 okay, wofür hier plädiert wird?


Vergleich Größe und Gewicht

Landschaftsaufnahmen mache ich zwar meist vom Stativ, aber auf Spaziergängen, beim Sightseeing oder auf kleinen Wanderungen möchte ich die Kamera doch immer mal mitnehmen. Auf camerasize.com kann man sich Größen- und Gewichtsvergleiche konfigurieren: GFX 100S mit den drei Zooms im Vergleich zu Fuji X-T3 und Fuji-X-H2S, zu meiner damaligen (und mir zu schweren) Canon 5D III und zur spiegellosen Canon EOS R5 (Vollformat-Alternative).

Die GFX 100S ist mit ihren 900 g alleine schon 240 g schwerer als die X-H2S …  mal schauen, welches Gesamtgewicht sich mit den Objektiven ergibt:

  • Standard-Zoom: Das 390 g leichte GF 35-70 ist so klein und handlich, dass ingesamt nur 1290 g zusammenkommen, also 300 g mehr als die X-H2S mit dem 18-55 Kit-Zoom. Wenn man das von der Qualität vergleichbare, aber deutlich schwerere XF 16-55/2.8 nimmt, ist die GFX-Kombi sogar 35 g leichter. Und im Vergleich zu Canon-Vollformat 300-500 g leichter.
    Also ein klares „Go“ für die Wander- und Städte-Kombi. 👍
  • Tele-Zoom: Das GF 100-200 ist überraschend kompakt, nur genauso groß und schwer wie das XF 50-140. Mit Kamera ergeben sich 1950 g vs. 1650 g. Die 2 kg sind schon ein Wermutstropfen … aber mit dem Peak Design Slide Lite kann ich dies gut tragen, wie sich mittlerweile auf mehreren Touren in Zoos und Wanderungen erwiesen hat.
  • Ultraweitwinkel: Hier sorgt das schwere GF 20-35 für insgesamt 1600 g, nur ein bisschen weniger als die 1750 g bei der 5D III und deutlich mehr als die nur 1000 g der X-T3/X-H2S mit dem XF 10-24. Aber diese Kombination setze ich praktisch nur auf dem Stativ ein, also mehr ein Rucksack- als ein Wanderproblem.

In den Fotorucksack für den Workshop kommen damit 3 kg statt knapp 2.5 kg. Diese 500g bei insgesamt 11 kg (MacBook, Filter, Akkus, Adapter, Ladegerät etc.) schrecken mich nicht.


Rauschen, Hotpixel

  • Bei Base-ISO 100 gibt es praktisch kein Rauschen, auch nicht bei Langzeitbelichtungen. Bis 8 min habe ich getestet. Hotpixel gibt es nur vereinzelt.
  • Ab ISO 1600 wird Rauschen sichtbar, bis ISO 6400 sehe ich kein Problem für Ausbelichtungen bis 60 cm, für iPhone, iPad und Web sowieso nicht. Hotpixel gibt es einige (sehr) wenige – die paar kann man schnell wegstempeln.
    ISO 12.800 ist für Web oder iPhone/iPad auch noch okay.
    Fazit: 2-2,5 Blenden besser als bei den Fuji APS-C Kameras.
  • Bei Langzeitbelichtungen größer als Base ISO wird Rauschen ab 240 sec sichtbar, aber viel weniger als bei der X-T3 oder X-H2S.
  • Ein Schwarzbildabzug (NR an) hilft nicht: Die wenigen Hotpixel werden zwar entfernt, aber das Rauschen verstärkt. Siehe hier die Erklärung im MF-Forum, dass hierdurch das Rauschen um 41% zunimmt.


Mein üblicher Test (1, 4, 15, 60, 240 sec, bei ISO 100 und 1600, mit/ohne Schwarzbild, mit Objektivdeckel, IBIS aus, mechanischer Verschluss, RAW, also insgesamt 5x2x2 = 20 Bilder, entwickelt in Lightroom mit +2 EV als einziger Einstellung, Ansicht 100%) ergibt folgende Ergebnisse.
Belichtungen <= 60 sec zeige ich nicht, da ist (fast) nix. Damit man bei der GFX 100S überhaupt etwas sieht, habe ich beim mittleren und rechten Vergleich die Regler aufgedreht: +4 EV und 200% Ansicht statt +2 EV bei 100%.

X-H2S vs. GFX 100S

  • X-H2S (NR an) zeigt bei ISO 1600, 240 sec ein paar Hotpixel und einiges Rauschen.
  • Die GFX 100S (NR aus) ist recht sauber.
  • Die X-H2S braucht NR an und ist bei warmer Kamera (was schnell passiert mit dem stacked Sensor) deutlich schlechter.

GFX 100S ISO 100 vs. 1600

  • GFX 100S bei 240 sec, NR aus, +4 EV, 200%
  • ISO 100 immer noch clean.
  • ISO 1600 … deutlich sichtbar.
    (Aber der wichtige Hinweis: Das ist ein Stresstest, im realen Leben sieht es wie links aus.)

GFX 100S NR aus vs. an

  • GFX 100S bei ISO 1600, 240 sec, +4 EV, 200%
  • Links NR aus, recht NR an.
  • Mit Schwarzbild mehr Rauschen. Da hilft es auch nicht, dass die paar Hotpixel (helle Punkte links) verschwinden.

 

Fazit:

  • Kommt nach dem ersten Fotoworkshop, im August 2023 mit Tom Mackie im Peak District.
    ==> In einem Satz: perfekt, 100% zufrieden 👍.

  • Das Handling ist kein Unterschied zu meinen bisherigen Kameras: Bedienung, Größe, Gewicht, Filter, Akkulaufzeit … alles fein. Regenfest ohne Einschränkung.
  • Gewöhnungsbedürftig ist die stark verringerte Schärfentiefe. Bei Fuji-X brauchte ich quasi nie drauf achten – hier muss ich bewusst entscheiden, welche Blende ausreicht für die gewünschte Schärfentiefe. Manchmal komme ich um Fokus-Stacking nicht drumrum, siehe links das Bild am Millstone Edge.
  • Der Autofokus ist recht langsam (wie eine DSLR), aber sehr präzise und auch im Dunkeln geht es erstaunlich gut.
  • Die Bildstabilisierung ist so gut, dass ich keine Einschränkung beim „Knipsen“ auf Wanderungen oder in der Stadt empfinde. Aus der Hand hat man vielleicht nicht die den 100 Megapixeln entsprechende Superschärfe, aber ggü. den Fuji-X eine deutliche Steigerung.
  • Eine Freude und noch besser, als ich dachte, sind Farben, Rauschfreiheit und die Bearbeitungsreserven in der Nachbearbeitung. Sagenhaft 😃.
    (Das führt dazu, dass ich manchmal zu faul bin, Verlaufsfilter einzusetzen … ETTR, der Rest geht mit Bildbearbeitung 😊.)

 

Fuji X-H2S (2022-)

Fuji X-H2S
Die PSAM-Bedienung der Fuji X-H2S

Die ersten Gerüchte zur Highspeed-Fuji kamen im April/Mai 2022 raus: weiterhin 26 Megapixel, aber ein stacked Sensor, dazu ein Quantensprung beim Autofokus mit Objekt- und Tiererkennung. Und ein 150-600mm Objektiv wird angekündigt.

Da mein Schwerpunkt zusätzlich zur Landschafts- und Urlaubsfotografie in den letzten Jahren immer mehr die Tier- und Vogelfotografie geworden ist, bestelle ich die beiden blind vor und erhalte im Juli die ersten in Deutschland verfügbaren Kamera und Objektiv 😄. Die späteren Tests zeigen: eine gute Entscheidung. Aber: Die gerühmte Vogelerkennung ist zunächst furchtbar unzuverlässig (d.h. unbrauchbar), die im Januar 2022 erschienene Firmware-Version 3.0 soll deutlich besser sein … mal schauen.


Die für mich wesentlichen neuen Specs sind:

  • Dank des stacked Sensors werden 120(!) Autofokus-Zyklen pro Sekunde gerechnet. Dadurch sind sowohl Tracking als auch Auslösegeschwindigkeit sehr viel besser also bei X-T3, aber auch als bei den neuen (BSI-Sensor) 40 Megapixel Kameras X-T5 und X-H2 (ohne S). Dass dadurch auch bis zu 40 Bilder/sec möglich sind … geschenkt, 10-15 reichen mir.
  • Das Gehäuse ist etwas größer als die X-T3, aber für mich noch okay (siehe den Vergleich hier). Dafür sind Gehäusequalität (Stabilität, Oberfläche, Klappen, Abdichtung) und die spezifizierte Verschluss-Lebensdauer (500.000 statt 200.000) deutlich besser – die H-Serie ist von Fuji als Profimodell positioniert, oberhalb der T-Serie.
  • Objekterkennung für Vögel und Tiere, inklusive Augenerkennung. Deutlich verbessert ab der Firmware 3.0 im Januar 2023 (siehe unten). Insekten sind jetzt Vögel-ehrenhalber und werden ebenso erkannt.
    Es gibt auch Auto-, Motorrad-, Fahrrad-, Zug- und Flugzeug-Erkennung … aber die nutze ich praktisch nie.
  • Der EVF (elektronische Sucher) ist noch einmal verbessert: 5,7 Mio. Dots und 120-240 Hz Bildrate.
  • Der rote „Video-Sofort-Button“: Jederzeit kann ich mit den gerade aktuellen Einstellungen ein Video aufnehmen, mit allen Fokus-Einstellungen, Motiverkennung und natürlich Blende/Zeit/ISO. Seitdem dies so einfach ist, mache ich und gelingen mir viel mehr Videos.
  • Eigentlich egal war mir, aber gefällt mir mittlerweile:
    – Das Display ist vollständig klappbar, und kann damit zum Schutz auch weggeklappt werden.
    – Der größere Akku. Vor allem, weil die GFX 100S den gleichen hat.
  • Die best-in-class Videofunktionen … interessieren mich nicht.


PSAM vs. No-PSAM

PSAM steht für Program (-automatik), Speed (Blendenautomatik, die Zeit wird vorgewählt), Aperture (Zeitautomatik, die Blende wird vorgewählt) und M (manuell). Im Gegensatz zu anderen Fuji-Modellen (X-T Serie, X-S Serie), die mit einzelnen Einstellrädern für Zeit, Blende (am Objektiv), ISO eine Retro-Bedienung bieten. Im Fuji-Forum gibt es hierzu einen mehr als 50-seitigen Thread, der geradezu exemplarisch die typische Mischung aus religiösem Eifer, subjektiven und objektiven Argumenten und auch (fast am Rande) einigen Sacherkenntnissen enthält 😊.

Das objektive Ergebnis: Mit beiden Modi kann man eine Kamera gut bedienen und alles einstellen. Welch ein Wunder 😂.

Mein persönliches Fazit: Retro finde ich  einleuchtender und leichter zu verstehen, aber PSAM geht bei mir deutlich schneller und ich mache weniger Schludrigkeitsfehler, also unabsichtliches Verstellen oder Vergessen.
Aber mein wichtigste Argument pro PSAM: Nur damit gibt es die Custom-Modi, mit denen ich blitzschnell die Einstellungen für Tierfotografie ändern kann. Bei der Retro-Bedienung ist es (und ich lehne mich aus dem Fenster: objektiv) unmöglich, erstens die erforderlichen Parameter im Menü schnell genug zu suchen und zu ändern, und zweitens auch an alle Parameter zu denken.


Meine Einstellungen:

Die Basiseinstellungen der Kamera (RAW und JPG, EVF neutral, Display 120 Hz, AF-S mit AF/MF override, Boost-Mode, Auto ISO bis 12.800,  DR 100, Continuous IS, etc.) sind hier festgelegt und gelten für P, S, A, M und zunächst auch für die C-Modi. Ich habe allgemein passende Einstellungen für Fokusfeld, Fokusmode, Drive-Mode etc. gewählt, die in PSAM immer gelten und in den C-Modi, wenn ich dort nicht spezifisch ändere.
P benutze ich nie, meistens A (also Blendenvorwahl und damit Zeitautomatik), ab und zu S und selten M. (C7 ist bei mir manuelles Fotografieren, darum wähle ich nur selten „M“ mit dem Moduswahlrad.)

  • C1 für Tiere: M( manuell) , Objekterkennung Tiere, DR Auto, Fokuspunkt mittelgroß, Auto ISO  bis 12.800, AF-C ohne MF/AF, 3 Bilder/sec, IS continuous
  • C2 für Vögel: Manuell (f5.6 und 1/1000 vorgewählt), Exp -⅓, Objekterkennung Vogel, DR Auto, Auto ISO bis 12.800, AF-C ohne MF/AF, 3 Bilder/sec, IS continuous
  • C3 für BIF (Birds in Flight): S (Blendenautomatik mit 1/2000), Exp -⅓, Objekterkennung Vogel, DR 200, Auto ISO bis 12.800, AF-C ohne MF/AF, 10-20 Bilder/sec, IS continuous, Shutter ES.
  • C4 PreShot (die Kamera nimmt alle Bilder in dem Zeitraum von 1 sec vor dem Auslösen auf): Wie C3, nur DR 400 und Shutter ES, PreShot on.
    Fast Zauberei: Ich visiere den Start- oder Landebereich eines Vogels oder Insekts an, halte den Auslöser halb durchgedrückt, und wenn der Vogel startet oder landet, drücke ich durch. Und habe die 10 Bilder (oder was immer ich einstelle) der letzten Sekunde vor meiner verspäteten Reaktion auf der Speicherkarte.
  • C5 Tracking: Wie C3 aber ohne Vogelerkennung und mit maximaler Fokuszone.
    Funktioniert manchmal besser als mit Tier- oder Vogelerkennung.
  • C6 ist Reserve
  • C7 für manuelles Fotografieren, auf dem Stativ: M, ISO 160, AF-M, IS off, NR on.

Wenn jetzt ein Vogel kommt … C2. Wenn er dann fliegt … C3, usw. Immer habe ich alle Spezialeinstellungen korrekt und für Blende/Zeit eine vernünftige Vorbesetzung 👍. Mit der Retro-Bedienung ist das schlicht nicht machbar.


Autofokus, Tier- und Vogelerkennung

Die good news:

  • Der Autofokus ist rasend schnell, quasi beim Halbdrücken des Auslösers ist schon fokussiert.
  • Auch im Dunkeln wird sicher fokussiert, sogar wenn ich selbst gar nichts mehr sehe: -7 EV ist im Vergleich zu allen anderen Kameras Spitze.
  • Mein bevorzugter Modus ist jetzt fast narrensicher und blitzschnell, auch dank des wunderbaren elektronischen Suchers:
    Einstellung: AF-S mit AF/MF on, Fokus-Peak mit hellgelben Lichtern, kleines Fokusfeld
    Vorgehen: Fokussieren, Auslöser halbgedrückt lassen, kurze Überprüfung, ggfs. Nachjustierung mit dem Fokusring am Objektiv (im Sucher wird das Bild gezoomt, scharfe Bereiche „sprenkeln gelb“), durchdrücken.
    Das läuft bei mir automatisch und schnell ab, und geht mit der X-H2S super.
  • Objekterkennung außer ruhende Vögel klappt gut … aber ich nutze hauptsächlich Vogelerkennung und ein bisschen Tiererkennung.
  • Für BIF (Birds in Flight) ist die Vogelerkennung okay. Ob meine jetzt endlich guten BIF-Resultate an der Vogelerkennung oder am besseren Autofokus (ggü. der X-T3) liegen, spielt für mich keine Rolle. BIF klappt gut.

Die bad news, Stand 12/2022:

24.2.2023 - Test der Vogelerkennung mt Augenfokus, dunkel, ISO 12800 . Klappt 👍
Dunkel, Zweige, ISO 12800: klappt 👍

Aber leider, BIB (Birds in Bush): Die Vogelerkennung ist für sitzende Vögel Schrott. Das Problem ist nicht, dass ein Vogel/Tier nicht erkannt wird (was und wie schnell ist magisch), sondern dass erratisch (in 30-70% der Fälle) das Objekt trotz grünem Fokusrahmen unscharf ist, manchmal ist das komplette Bild unscharf. Die böse Falle ist der grüne Rahmen! Für BIF (fliegende Vögel) ist es deutlich besser – aber da ist der Hintergrund ja meist Wolken/Himmel, also homogen.

Da in den ersten Monaten nach Erscheinen das Internet von den Jubel-Testern und -Youtubern geflutet wird, in den Foren die Fanboys die Macht haben, dauert es lange, bis solche Fehlfunktionen bestätigt werden. Mirrorless-comparison ist seriös, berichtet dies im Okt. 2022 und kommt zu dem Fazit, dass BIF (Birds in Flight) besser ohne Vogelerkennung funktioniert. Ruhende Vögel fotografiere ich zunächst weiter mit der oben genannten AF/MF-Methode.

14.3.2023 - Vogelerkennung, f2,8, 1/800, AF-C, 4/1/C: Fehlfokus
Vor Firmware 5.0.3: Zwar wird das Vogelauge erkannt, aber der Fokus liegt komplett daneben. 😱

Stand 02/2023: Die Firmware 3.0 ist jetzt 4 Wochen raus, und nach ersten Berichten ist der Grüne-Rahmen-Fehler weg und die Vogelerkennung deutlich verbessert. Mein allererster Test zeigt dies ebenfalls, siehe das Beispiel rechts bei schlechtem Licht. Mal abwarten, bis wieder Birding-Saison ist und die seriösen Tester Zeit für fundierte Tests hatten – mirrorless-comparison hat dies bereits angekündigt.
Update 14.3.2023: Nach intensiven Tests leider keine Verbesserung, eher eine Verschlimmbesserung … denn was hilft eine (deutlich) verbesserte Vogelerkennung, wenn der so detektierte Vogel (oft sogar das Vogelauge) dann meist komplett unscharf ist. Rechts ein typisches Beispiel, leider. Siehe auch dieser Thread im dpreview-Forum.
–> Für BIB derzeit unbrauchbar. Wegen der schlechten (10-30%) Trefferrate nutze ich die Vogelerkennung für BIB nur noch, wenn manueller oder Single Fokus überhaupt nicht gehen.


Update 30.9.2023: Durchbruch mit der Firmware 5.0.3 🙂👍.

Nachdem auch die Versionen 4.0 und 5.0 keinerlei Verbesserung bei der Vogelerkennung (für mich: nicht nur erkennen, sondern auch fokussieren!) brachten, kam am 21.9.2023 klammheimlich die Version 5.0.3 („AF accuracy improved“). Man beachte die Versionsnummer, die sich nur an der zweiten Stelle hinter dem Komma ändert ;-) … da hat Fujifilm wohl einen peinlichen Programmierfehler behoben 😂.

Cartoon Bird Photography
© Copyright 2023 Rosemary Mosco

BIB (sitzende Vögel, in Büschen, vor unruhigem Hintergrund) funktioniert sehr gut, BIF (fliegende Vögel) ist gefühlt noch etwas besser geworden. Und zusätzlich habe ich mich mittlerweile auf die Eigenheiten (Schwächen) der X-H2S eingestellt (siehe diesen Megathread im Fuji-X-Forum) und arbeite instinktiv drum herum. Zum Beispiel löse ich einfach nicht mehr aus, wenn die Vogelerkennungsfelder zappeln oder nicht auf dem Auge liegen. Dann fokussiere ich noch einmal, oder schalte auf AF-S bzw. manuellen Fokus.

Einige der Bilder links hätte ich mit Single oder manuellem Fokus nicht geschafft: Bei dem Stieglitz im Busch, dem startenden Mäusebussard und dem am Hang vorbei schießendem Turmfalken habe ich die Kamera ans Auge gerissen und abgedrückt. Wenn ich versucht hätte, selber zu fokussieren, wäre der Vogel weg gewesen.

Aber auch die anderen Fälle funktionieren jetzt. Manuelles Fokussieren ist zwar noch etwas präziser, aber dauert halt. Für BIB habe ich jetzt als Standardeinstellung die Vogelerkennung aktiviert. Wenn mir der Vogel Zeit lässt, mache ich manchmal noch 1-2 Bilder mit manuellem Fokus.

12.9.2024: fcracer in seinem Blog – Fuji vs. Sony

Und wenn es nicht klappt, tröste ich mich mit dem Cartoon rechts … 😄


Der Blogger fracer hat die aktuellen Fuji-Kameras mit dem Autofokus-Goldstandard Sony A7 verglichen … nicht mehr Welten entfernt, aber es gibt noch deutlich Verbesserungspotential. Das Hauptproblem bestätigt er: False Positive, d.h. die Kamera sagt (per grünem AF-Feld), dass/was im Fokus ist … aber der Fokus ist grob falsch.

 

Rauschen, Hotpixel

  • Bei Base-ISO 160 ist alles gut. Dass dies auch bei 240 sec so ist, hat mich positiv überrascht.
  • Der stacked Sensor erhitzt sich recht schnell und dann entstehen bei ISO 1600 und 240 sec viele (zu viele) Hotpixel und Rauschen.
  • Bei kaltem Sensor (Winter, Nacht) ist bei den ersten 1-2 Bildern auch ISO 1600 kein Problem. Aber danach wird die X-H2S bei mehr als 60 sec Belichtung richtig schlecht.
  • Eigentlich müssten Milchstraßen-Bilder (ISO 1600, 10-15 sec) gut gehen – mal schauen.
  • Fazit: Bei Base-ISO sehr gut, auch bei höherem ISO bis 30 sec sehr gut. Bei Sessions mit Einstellungen, wo der Sensor heiß wird, würde ich regelmäßig prüfen, ob die Bilder okay sind, und ggfs. eine Abkühlpause einlegen.
    Siehe auch mein Beitrag im fuji-x-forum

Mein üblicher Test (1, 4, 15, 60, 240 sec, bei Base ISO (160) und 1600, mit/ohne Schwarzbild, mit Objektivdeckel, IBIS aus, mechanischer Verschluss, RAW, also insgesamt 5x2x2 = 20 Bilder, entwickelt in Lightroom mit +2 EV als einziger Einstellung, Ansicht 100%) ergibt folgende Ergebnisse:

X-T3 vs. X-H2S, ISO 1600, 60 sec
Beide Kameras sind gut

X-T3 vs. X-H2S, ISO 1600, 240 sec
Die X-H2S ist schlechter.
Durch Erwärmung verschlimmert es sich bei der X-H2S mit jedem Bild.

X-H2S warm vs. kalt
Bei kaltem Sensor auch ohne Schwarzbild wenig bis kein Rauschen/Hotpixel

 

Fuji X-T3 (2018-2022)

Fuji X-T3 mit 18-55mm
Fuji X-T3 mit 18-55mm

Im Sommer 2018 verdichteten sich die erste Gerüchte über die X-T3, hauptsächlich mit Verbesserungen beim Autofokus und den Videofunktionen. Im September kam sie ‚raus und natürlich überschlug sich das Netz mit Vergleichen (siehe die Gegenüberstellung bei Mirrorlessons) und ersten Tests.

Meine wesentlichen Kaufgründe waren der verbesserte Autofokus und die Hoffnung auf weniger Hotpixel bei Langzeitbelichtung. Nicht wichtig waren mir die 26.1 vs. 24.3 Megapixel und die vielen neuen Video-Features.

Nach 3 Monaten ist mein Eindruck: (Stand Dez. 2018)

  • Der Kaufgrund 1 hat gehalten, was ich mir versprochen hatte: Der Autofokus ist deutlich besser, vor allem in den zwei Punkten Geschwindigkeit und Nachverfolgung bei Continuous Autofocus (CAF).
    Die X-T3 fokussiert „sofort“, ich spüre keine Verzögerung mehr.
    Der CAF ist gefühlt viel verlässlicher – aber hier habe ich bisher nur ein bisschen ‚rum probiert..
  • Kaufgrund 2 ist ebenfalls positiv beantwortet: Hotpixel bei Langzeitbelichtungen sind tatsächlich deutlich weniger geworden – ich bemerke sie nur noch bei ISO >1600 (schwach bis mittel) und bei ISO >=6400 (mittel bis stark). Siehe unten meine Analysen..
  • Dieses gute Ergebnis wird sogar noch erfreulicher, weil Lightroom ebenfalls verbessert ist: Mit „Rauschreduzierung Farbe“ bekommt man die Hotpixel in fast allen Fällen in den Griff, ohne dass die restlichen Bildteile zu sehr leiden.
    .
  • Der elektronische Sucher (EVF) hat etwas mehr Auflösung und noch weniger Blackout-Zeiten bei Serienbildern. Das ist alleine kein Kaufgrund – aber doch schön (und angenehm!), dass der bereits gute Sucher der X-T2 weiter entwickelt wurde..
  • An den Touch LCD werde ich mich erst gewöhnen müssen. Für die Arbeit auf dem Stativ sollte es sich auszahlen, dass man durch Antippen fokussieren kann. Mal schauen, wann/ob ich mich umgewöhne.
    .
  • Das Gehäuse ist fast gleich geblieben, plus 32 g Gewicht sind erträglich, die Abmessungen nahezu identisch: 1 mm höher, das eigentliche Gehäuse hat die gleiche Breite und Tiefe, nominal ist die X-T3 allerdings durch Augenmuschel und Griff 9 mm tiefer als die X-T2.
    .
  • Nachträglich ist mir die Pre-Capture-Funktion aufgefallen: Bei Serienbild erhält man beim Durchdrücken des Auslösers die Serienbilder der Sekunde vor dem Auslösen auf die Speicherkarte geschoben. Cool – man verpasst den entscheidenden Moment nicht mehr. (Beispielbilder folgen …).
  • Ebenfalls erst nachträglich, beim Erkunden des Touch LCD, habe ich zwei neue Features bemerkt:
    – Die 3D-Wasserwaage hilft beim Ausrichten in allen drei Raumrichtungen.
    – Das RGB-Histogramm ist gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen aussagekräftiger als das Grauwert-Histogramm.
    Beide kann man durch Wischen auf dem Touch LCD hervor zaubern.
    .

Mein Fazit:
Die X-T3 ist die deutlich bessere Kamera für’s Fotografieren vom Stativ! Das habe ich nicht erwartet (und in den Tests liest man davon wenig), aber die vielen kleinen Verbesserungen summieren sich zu einem großen Schritt: Touch LCD, RGB-Histogramm, weniger Hotpixel, Base ISO 160 statt 200, längere Batterielaufzeit, bessere Wärmeabfuhr, 3D-Wasserwaage, Bedienung vom iPhone via Bluetooth.
Der Autofokus ist ein Gedicht, er funktioniert immer. Quasi ohne merkbare Verzögerung. Aber Tiere in Bewegung für den CAF hatte ich bisher nicht … dazu schreibe ich noch später.

 

Bildrauschen

„Hotpixel – bei welchen ISO tauchen Sie auf?  Wie stark sind sie?“ … das waren, nach der ersten Begeisterung über den Autofokus und den Sucher, meine wichtigsten Fragen. Zur Erinnerung (siehe im Tab „Fuji X-T2“): Starke Hotpixel in den dunklen Bildbereichen, sogar bei Base-ISO 200, immer wenn die X-T2 zu heiß wurde und/oder kein Schwarzbild aktiviert war. Mit Lightroom war (damals) nichts zu machen, mühsames Beseitigen in Photoshop war erforderlich.

Bei kurzen Belichtungszeiten erzeugt die X-T3 bei ISO zwischen 800 und 6400 manchmal einige schwache Hotpixel in dunklen (fast schwarzen) Bildbereichen. Wenn, dann lässt es sich in Lightroom durch <Rauschreduzierung Farbe> beheben, siehe die Beispiele rechts.

Bei langen Belichtungszeiten (>1 sec) beobachte ich einen deutlichen Fortschritt. Hier meine Statistik aus ca. 100 (Langzeit-) Belichtungen, alle unter realen Bedingungen mit dunklen bis sehr dunklen Bildbereichen: (Hinweis: Alle Bilder >800 ISO sind aus der Hand mit kurzen Belichtungszeiten. Langzeit, d.h. auf dem Stativ, habe ich nur Bilder mit ISO <=400.)

  • Bei ISO 160 (dem neuen Base ISO) habe ich keine Hotpixel entdeckt, auch 2-3 Tests ohne Schwarzbild zeigten keine Hotpixel.
  • Bei <= 800 ISO ebenfalls keine, wobei ich die Langzeitbelichtungen mit Schwarzbild mache.
  • Zwischen 800 und 3200 ISO sehe ich auf ca. 25% der Bilder Hotpixel in den (sehr) dunklen Bereichen.
  • Bei > 3200 ISO sind 25% der Bilder sehr stark befallen, 25% mittel. Aber fast 50% haben auch gar keine Hotpixel.

Bei hohen ISO haben ca. die Hälfte der Bilder keine Hotpixel – eine Systematik habe ich nicht erkennen können  – ich vermute mittlerweile, dass es ein Wärmephänomen ist. Viele Bilder hintereinander, viel schauen, Video zwischendurch … die Kamera erwärmt sich und so werden Hotpixel begünstigt.

Insgesamt ein guter Fortschritt, ich bin zufrieden … werde das Verhalten aber weiter beobachten.
[Update 01/2019: Das habe ich –> siehe den Tab „Hotpixel-Test“. ]

 

Hier ein paar Beispiele für Hotpixel bei ISO 6400 und 12800 und wie Lightroom damit fertig wird:

Der Aachener Dom leuchtet
1/35 sec, f/4, ISO 6400
Hotpixel sehr stark im Original,
mit Lightroom fast eliminiert.
Ship Inn, Porthleven
1/20 sec, f/2.8, ISO 12800
Schwache Hotpixel im Original,
mit Lightroom etwas reduziert.
Tyne Bridge, Corbridge
1/15 sec, f/2.8, ISO 12800
Schwache Hotpixel im Original,
mit Lightroom nahezu beseitigt.

 

Ergänzung, 6.12.2018: Im X-Forum wurde nachgefragt, ob/welche Bilder mit dem Batteriegriff gemacht wurden, und dies empfohlen, da mit Batteriegriff die Wärme noch besser reduziert sei. Und tatsächlich: alle Bilder mit Hotpixeln sind ohne Batteriegriff entstanden! Wobei allerdings die Langzeitbelichtungen mit Batteriegriff bei Tag bzw. früher Dämmerung stattfanden, also keine Hotpixel-gefährdeten dunklen Bildbereiche.

 

Fuji X-T2 (2016-2018)

Fuji X-T1 mit 18-55mm
Fuji X-T1 mit 18-55mm

Der große Entwicklungsschub kam 2016, in drei Bereichen gleichzeitig:

  • Sensor: 24 statt 16 Megapixel, ISO bis 12.800 brauchbar
  • Autofokus: fast auf DSLR-Niveau
  • Elektronischer Sucher: flickerfrei (100 Hz), ohne Verzögerung und Blackout, hell.

Die Berichte zur Fuji X-T2 (angekündigt für September 2016) überboten sich in Lob, ich war bereit zu wechseln, weil mir die Canon-Kamera immer öfter zu schwer war … und entschied mich, parallel zur Canon 5D III das aktuelle Modell Fuji X-T1 zu testen. Die Überlegung war, das Set wieder bei Ebay abzustoßen, falls mir Bildqualität oder Bedienung nicht zusagen. Ansonsten wollte ich die X-T1 bis zum Erscheinen der X-T2 behalten und dann verkaufen. (Update: Ich habe sie behalten – man braucht ja einen Ersatzbody, so wie es die 40D für die 5D III war ;-).

Die X-T1 hatte ich 2 Monate intensiv im Einsatz, zu Hause, auf Ausflügen und in den Kurzurlauben in Tirol und Hamburg.
Die X-T2 kam einen Tag vor dem Fotoworkshop Lewis & Harris 2016 an und wurde dort frisch in Betrieb genommen.

 

Bildqualität:

Ein komplettes Wochenende verbrachte ich Anfang Juli damit, die Fuji X-T1 und die Canon 5D III zu vergleichen: Zum einen mit den Kitobjektiven (Fuji 18-55 vs. Canon 24-105L), zum anderen mit den Telezooms (Fuji 55-200, vom Kollegen geliehen, ein recht günstiges Objektiv, vs. Canon 70-300L). Im Spätsommer kamen noch die langen Zooms (Fuji 100-400 vs. Sigma 150-600S) dazu.

Ich machte systematisch Reihenaufnahmen in RAW, variierte dabei Entfernung, Blende, Zeit,  ISO und bewertete dann blind (ohne die Kamera zu wissen) alle Bilder nach Schulnoten. Dabei ließ ich Schärfe, Kontrast, Farbfehler, Flare und Rauschen in eine einzige Schulnote einfließen. Dieses Verfahren ist zwar subjektiv und trennt auch nicht zwischen Kamerabewertung und Objektivbewertung … aber es spiegelt die Praxis wieder: Sagt mir die Bildqualität zu oder nicht?!

Das Ergebnis: Fuji’s Kitobjektiv ist besser als das von Canon, das Fuji 100-400 ist deutlich besser als das Sigma 150-600S, und das Canon 70-300L ist besser als das (billige) Fuji 55-220. Beeindruckend, dafür dass die X-T1 nur APS-C statt Vollformat ist und weniger (16 statt 21) MegaPixel hat. Hier die Details ;-)
Es spricht zum einen dafür, dass Fuji’s X-Trans-Sensor schärfer abbildet als ein Bayer-Sensor, zum anderen für die Qualität der Fuji-Objektive.

Falls jemand fragt, warum ich mir trotz der vielen positiven Testberichte so viel Arbeit mache … die Antwort ist: Peace of Mind :-)
Professionell kann man sich das bei dpreview anschauen, wo die Bildqualität von hunderten Kameras labormäßig verglichen werden kann. Auch dort ergibt sich, dass die X-T2 besser als die Canon 5D III ist, aber nicht so gut wie die 5D IV.

Fazit: Die Bildqualität der Fuji X-T1 ist gut genug für mich. Also wird die Fuji X-T2 auf jeden Fall sehr zufriedenstellend sein.

 

Bedienung und Sucher:

Fuji X-T2 mit 18-55mm - Draufsicht
Fuji X-T2 mit 18-55mm – Draufsicht

Die Fuji X-Ts besitzen Einstellräder für ISO und Zeit sowie einen Blendenring am Objektiv. Was zunächst kompliziert anmutet ist – sofern man anders als per Vollautomatik fotografiert – nach kurzer Gewöhnung frappierend bequem, intuitiv und super-schnell. Statt die Kamera abzusetzen und im Menü umzustellen, lässt sich alles mit dem Auge am Sucher „blind“ einstellen:

  • ISO und Zeit auf „A“ (Automatik) –> Aperture Priority (Canon: Av, Nikon, Sony: A)
    Für die Zeitwahl kann man dabei als Mindestwert 1/Brennweite festlegen.
  • ISO und Blende auf „A“ –> Shutter Priority (Canon: Tv, Nikon, Sony: S)
  • Wenn man nicht mag, dass ISO dabei ebenfalls automatisch gewählt wird, kann man natürlich den gewünschten ISO-Wert einstellen.
  • Jede andere Kombination ist auch möglich (und sinnvoll): Alles auf „A“ ist Programmautomatik, alles manuell geht natürlich auch.
  • Gerne benutze ich manuell mit Auto ISO, d.h. Blende und Zeit lege ich fest (–> Schärfentiefe und Bewegungsunschärfe gebe ich vor), die Kamera sorgt durch die Wahl des ISO-Werts für die korrekte Belichtung. Sehr hilfreich bei Action und Tieren, wenn wechselnde Lichtverhältnisse (z.B. Wolken, Schatten, Büsche, weißer Wellenschaum) herrschen.

Der X-T2-Sucher war der erste EVF, der mich zufrieden stellte. Wenn man den Boost-Mode der X-T2 aktiviert, dann

  • sorgt die Bildwiederholrate von 100 Hz für Flimmerfreiheit,
  • ist die Latenz so gering, dass keine Verzögerung bei Schwenks wahrnehmbar ist.

Nicht mehr missen möchte ich d.e.n Vorteil des EVF: WYSIWYG.

  • Bereits im Sucher sehe ich das endgültige Bild. Inklusive Histogramm und (auf Wunsch) Über-/Unterbelichtungswarnung und Schärfekontrolle.
  • Kein „Auslösen, Absetzen, Bild anschauen, Histogramm prüfen, Einstellungen justieren, Auslösen, Absetzen …“ (das typische Fotografieren mit einer Spiegelreflexkamera), sondern ich schaue durch den Sucher, justiere (siehe oben: einfach, intuitiv, schnell), fotografiere … und weiß, dass das Bild richtig belichtet ist.
  • Nach kurzer Zeit prüft man nur noch in kritischen Fällen anschließend das Bild auf dem Screen.

 

Weitere Eindrücke

  • Sagt ich es schon? Die Fuji-Objekte sind erste Sahne, allen voran das XF 50-140 f/2.8.
  • Mechanisch sind die Fuji X-Ts sehr gut, nicht ganz so rock-solid wie die Canon 5D III. Dafür sehr wasserfest – ich habe schon Stunden in strömendem Regen ohne Probleme verbracht. Dafür sollte man aber eines der WR-Objektive („Water Resistent“) einsetzen. (Die nicht-WR-Objektive habe ich bisher nur in Nebel und Nieselregen ausprobiert – das ging auch.)
  • Der Autofokus der X-T1 ist okay, bei schlechtem Licht braucht er recht lange, bei schnellen Objekten hat er deutliche Schwächen. Wäre für mich ein Grund gewesen, nicht von der Canon 5D III zu wechseln.
    Deutlich verbessert ist der Autofokus der X-T2, vor allem nach dem Firmware-Update V2.00 (04/2017) auf dem Niveau der (ausgezeichneten) Canon 5D III:
    – Sowohl bei Tag als auch im Dunkeln vergleichbar gut. Sicher und schnell.
    – Bei schnellen Bewegungen finde ich ihn genauso treffsicher.
    – Tracking ist okay, aber nicht ganz so gut.
    – Sogar besser ist die Möglichkeit, mit dem kleinstem Autofokusfeld gezielt anzuvisieren.
  • Ein Wermutstropfen ist die geringe Batteriekapazität. Bei Systemkameras mit EVF ist der Stromhunger systembedingt höher als bei Spiegelreflexkameras, zusätzlich habe ich den Boostmode dauerhaft eingeschaltet (besserer Sucher und Autofokus). Dadurch komme ich nur auf 150-200 Bilder pro Akkuladung, statt 600-900 bei der Canon 5D III.
  • Professionelles Zubehör gibt es auch. Für mich wichtig sind Batteriegriff (mit zwei zusätzlichen Akkus, damit reicht es für 400-600 Bilder oder viele Stunden Langzeitbelichtungen) und der L-Winkel.

 

Bildrauschen

Alle Tests loben die High-ISO-Fähigkeiten der Fuji X-T2 ausgiebig. Auch ich bin begeistert (siehe rechts ein paar Beispiele):

  • Die Langzeitaufnahmen auf dem Lewis&Harris-Workshop habe ich sorgfältig bei ISO 200 belichtet: Hotpixel konnte ich nicht entdecken, Rauschen sowieso nicht. Ein Schwarzbildabzug war nicht erforderlich. Aber keine der Aufnahmen war nachts, nur bei Morgenlicht oder in der Dämmerung.
  • Bei Urlaubsfotos (mit kurzer Belichtung) habe ich zunächst die Bilder mit hohen ISO-Werten  detailliert in Lightroom inspiziert. Keine Hotpixel, das Rauschen bis ISO 6400 bekommt Lightroom mit Bordmitteln in den Griff: den Slider bei hohen ISO einfach etwas weiter nach rechts schieben. Einzig bei ISO 12.800 muss ich etwas sorgfältiger schauen und ggfs. die dunklen Bereiche separat entrauschen.

Vor allem bei Tag ist die Bildqualität auch bei höheren  ISO-Werten ausgezeichnet, so dass ich unbeschwert lange Brennweiten (mit den damit verbundenen kurzen Belichtungszeiten) nutzen kann.

Bei Innenaufnahmen oder nachts sehe ich schon Einbußen beim Kontrastumfang und auch Rauschen ist sichtbar. Aber für Bilder am Rechner, im Web oder auf 10×15-Abzügen ist die Qualität mehr als okay.

Ich begann, bis ca. ISO 3200 gar nicht mehr drauf zu achten, bei höheren ISO-Werten machte ich mir kurz Gedanken, die Belichtungszeit oder Blende zu erhöhen. Wenn nicht … wird schon okay sein. Alle Bilder mit der X-T2 sind mehr als zufriedenstellend.

 

… Das sollte sich auf dem Workshop in Nordspanien furchtbar rächen: Unmengen von Hotpixeln in allen dunklen Bereichen :-(

Gaztelugatxe, nähe Bilbao
240 sec, ISO 1600, kein Schwarzbild
Hotpixel in allen dunklen Bildbereichen
Cargudero de Dícido, nähe Castro Urdiales
240 sec, ISO 1250, kein Schwarzbild
Schwerste Hotpixel in den sehr dunklen Bereichen
Playa de Barrio, nähe Bilbao
240 sec, ISO200 (!), kein Schwarzbild
Der Schock: Auch bei ISO 200 (Base ISO der X-T2) sind zwar schwache, aber viele Hotpixel zu sehen.

 

Nach dem der erste Schreck (und Ärger!) vorbei ist, schaltet sich der Ingenieur an: Erstmaßnahmen, Analyse und das wichtigste: Gibt es Maßnahmen für eine grundsätzliche Problemlösung?

Die Erstmaßnahmen … betreffen die Bilder: Welche kann man wie retten?

  • Bei leichtem Hotpixel-Befall hilft es, in Lightroom die Bereiche (meist am Rand) abzudunkeln und verbleibende Reste weg zu stempeln. Ideal sind die Resultate nicht, aber je mehr man abdunkelt (und ggfs. beschneidet), desto besser. Dann noch die Rauschregler deutlich hochziehen, und die Hotpixel fallen bei kleinen Bildgrößen kaum noch auf.
  • Wenn es aber besonders viele oder kräftige Hotpixel sind, das Motiv nur wenig Abdunkeln zulässt und/oder ich die Schärfe nicht übermäßig beeinträchtigen möchte, dann hilft nur Photoshop. Beispiele siehe die drei Bilder oben.
    • Photoshop-Maßnahme 1:  Umwandeln in Lab-Modus und in jedem Farbkanal die Funktion „Staub/Kratzer entfernen“. Dabei die Parameter sorgfältig so wählen, dass andere Bildbereiche oder Texturen nicht glatt gebügelt werden. Klappt manchmal sehr gut, aber manchmal überhaupt nicht.
    • Photoshop-Maßnahme 2: Per „Farbauswahl“ die Hotpixel markieren, Auswahl vergrößern und dann mit „inhaltsbasiertem Ersetzen“ verschwinden lassen. Dies muss man für jede Farbnuance wiederholen. Klappt recht gut, aber ist viel Arbeit.
    • Photoshop-Maßnahme 3: Mit dem Reparaturpinsel die Hotpixel einzeln weg stempeln. Klappt am besten, ist aber eine stundenlange Sisyphusarbeit.
  • Damit habe ich nach und nach alle befallenen Bilder retten können. Wenn ich ein paar Stunden Arbeit einsetze, ist das Resultat sogar gut genug für große Ausbelichtungen.

Die Analyse ist prinzipiell einfach:

  • Schludrig gearbeitet, d.h. aus Faulheit auf Auto ISO gebaut und ohne Schwarzbildkorrektur gearbeitet.
  • Aber was noch? Mir fällt ein, dass die Kamera immer recht heiß war. Das war bei der Canon 5D selten der Fall. Und ein heißer Sensor erzeugt Hotpixel.

Und hier meine Erkenntnisse zur Problemlösung:

  • Langzeitaufnahmen oberhalb von Base-ISO (bei X-T2 ist das 200) und ohne Schwarzbildkorrektur sind auch bei der X-T2 ein No Go!
  • Das Beispiel bei ISO 200 (oben rechts) zeigt aber doch, dass noch etwas mehr im Argen ist. Versuche zeigen, dass die X-T2 recht heiß wird, manchmal. Heißer als ich es bei der Canon 5D in Erinnerung habe. Aber warum nur manchmal?
    Irgendwann erinnere ich mich, dass der neue Akku der X-T2 – NP-W126S – gegenüber dem alten NP-W126 ein besseres Wärmeverhalten hat. Das ermöglicht, mit der X-T2 lange 4K-Videos aufzunehmen, ohne dass die Akkus oder die Kamera überhitzen.
    Und tatsächlich: Mit dem neuen Akku bleibt die Kamera wesentlich kühler bei Langzeitbelichtungen.
  • Insgesamt ist also mehr Sorgfalt erforderlich bei Langzeitbelichtungen: ISO 200, Schwarzbild aktivieren, NP-W126S einsetzen.

Ganz zufrieden bin ich nicht, denn bei ISO 200 hat die Canon 5D auch ohne Schwarzbildkorrektur nicht so einen „Hotpixel-Brei“ erzeugt wie die X-T2 im Beispiel oben rechts. Meine Hoffnung ist, dass es am Akku und der hohen Sensortemperatur liegt.
==> Versuche dazu stehen noch aus, ich melde mich …

 

23.9.2017: Victory – kein Rauschen bei exakter Belichtung und aktiviertem Schwarzbild!

Beim Workshop in Duisburg war der erste Härtetest: dunkel und viele Langzeitbelichtungen.
Der Batteriegriff und die X-T2 waren mit 3x NP-W126S (den neuen Akkus) bestückt, Schwarzbild aktiviert („NR LANGZ. BELICHT. <AN>“).

Die Ergebnisse sind einwandfrei:

Zum Vergleich das alte Bild von oben: Playa de Barrio
240 sec, ISO200, kein Schwarzbild
NP-W126-Akku, viele kleine Hotpixel
Landschaftspark Nord, Krokodil
26 sec, ISO 400, Schwarzbild
NP-W126S, keine Hotpixel
Landschaftspark Nord, Krokodil
200 sec, ISO 200, Schwarzbild
NP-W126S, keine Hotpixel

Auch beim Workshop in Porthleven zeigt sich: keinerlei Probleme bei optimaler Belichtung, d.h. ISO 200, Schwarzbild und NP-W126S-Akkus. Ohne Schwarzbild gibt es bei >1 Minuten Belichtungszeit Probleme, bis ca. 60 sec ist es auch ohne Schwarzbild in Ordnung, wenn es nicht komplett dunkel ist.

 

Fujifilm Camera Remote App & Geotagging

Die Fujifilm Camera Remote App für iPhone oder iPad verbindet sich mit Bluetooth bzw. WLAN mit der X-T3 und erlaubt Geotagging, Fernauslösung, Fernbedienung und Herunterladen von Bildern.

  • Für Geotagging reicht Bluetooth aus, was die Akkus von Kamera und iPhone schont. Sehr gut :-)
    Achtung Falle No. 1: Geotagging aktiviert sich nicht automatisch, es muss an der Kamera eingeschaltet werden: <Verbindungs-Einstellungen> <Allg.Einstellungen> <Geotagging> <AN>
    Und direkt Falle No.2: Auch nach Beenden der Verbindung füllt die X-T3 das GPS-Feld in den EXIF-Daten fleißig mit der letzten (und meist falschen!) GPS-Koordinate. Da kann man böse reinfallen … grrr.
    Also: Nach Beenden der App das Geotagging in der Kamera wieder ausschalten!
    Und schließlich Falle No.3: Auf dem iPhone unter <Einstellungen><Datenschutz><Ortungsdienste> für Cam Remote auf <Immer> stellen.
    (Falls man das nicht macht, wird die Position nicht aktualisiert, wenn das iPhone im Sleep ist!)
  • Auch für Fernauslösung reicht Bluetooth aus. Ich benutze am Stativ aber lieber den Auslöser an der Kamera in Verbindung mit 2 sec Selbstauslöser.
  • Die Fernbedienung gefällt mir gar nicht. Man kann zwar Fokuspunkt, ISO, Blende, Zeit, EV einstellen, aber hat keinen Zugriff auf Histogramm, Waage, Lupe oder Fokuskontrolle. Außerdem werden alle (Drehrad-)Einstellungen an Kamera oder Objektiv ignoriert bzw. erst in die App übernehmen, wenn man die Fernbedienung verlässt und neu startet.
    Da gefällt mir die Bedienung direkt an der Kamera besser und sie ist (für mich) intuitiver.
  • Außerdem ist für Fernbedienung und Herunterladen der Bilder WLAN erforderlich, so dass hier der Kamera-Akku zusätzlich belastet wird.

Für Geotagging funktioniert’s aber gut, auch erscheint mir die Akkubelastung gering zu sein.

Update März 2019: Ich bin auf GeotagPhotos Pro 2 umgestiegen.

Auf Dauer haben mich zwei Dinge furchtbar gestört: 1. die Wartezeit, bis nach Aufwachen aus Sleep die Verbindung hergestellt ist und 2. dass ich an zwei Geräten jeweils hantieren muss. Wegen des ärgerlichen Design-Bugs, dass Fuji auch ohne Verbindung irgendeinen Alt-Wert als GPS-Koordinate ins EXIF schreibt, war die Nachbearbeitung mir zu aufwändig und fehlerträchtig.

Jetzt starte ich auf dem iPhone GeotagPhotos, speichere abends den gpx-File in meiner Dropbox. In Lightroom lade ich dann den gpx-File und geotagge alle Bilder in einem Rutsch.

Update Juli 2020: Komoot ist besser als GeotagPhotos

Für Wanderungen und Radtouren benutze ich jetzt Komoot, die App ist also sowieso immer aktiv. Die gpx-Daten werden automatisch erfasst, und der Clou ist, dass die unvermeidlichen Messfehler (jedes GPS-Tracking hat immer wieder erratische 10-100m Sprünge) sehr gut korrigiert werden. Qualitativ sind die Tracklogs deshalb wesentlich besser und erfordern kaum Nachbearbeitung nach dem Geotagging in Lightroom. Außerdem wird die Höhe ebenfalls protokolliert.

Die Arbeitsschritte sind die gleichen wie bei GeotagPhotos: gpx-File speichern, in Lightroom laden und alle Bilder in einem Rutsch geotaggen. Wann alle Fotos die korrekte Uhrzeit haben (Zeitzone!), dann ist das Ergebnis perfekt.
Wenn die Uhrzeit mal falsch ist, dann kann ich wahlweise die Aufnahmezeit der Bilder ändern oder den GPS-Track vor dem Tagging zeitlich verschieben.

 

Hotpixel-Test Fuji X-T2 vs. X-T3 vs. X-H2S vs. GFX 100S

Was ist Rauschen? In Kurzform: „Fehler im aufgenommenen Signal, die nicht dem realen Signal entsprechen„. Sie treten immer auf, zufällig in Ausmaß und Verteilung … ob sie störend sind, hängt vom berühmten Signal-Rausch-Verhältnis ab und vom Bild, denn in dunklen Bereiche und glatten Flächen fällt Rauschen besonders auf. Für Details siehe diese wirklich gute Erklärung, die auch mit vielen Mythen aufräumt, allerdings werden zufällige Hotpixel und permanente Dead Pixel gleichsetzt. In Kurzform besteht Rauschen aus:

  • Photonen-Rauschen (Shot Noise), das durch die Licht- (Photonen-) Messung entsteht. Dies ist der  größte Anteil am Rauschen, man kann ihn durch gute Aufnahmetechnik verringern. (Nicht unterbelichten oder besser ETTR – aber dann ist Bildbearbeitung am Rechner erforderlich).
  • Sensor-Rauschen: Signalfehler, die der Sensor und die nachgelagerten Chips zufällig erzeugen. Durch hohe ISO-Werte wird das Rauschen zusätzlich verstärkt. Hier helfen gute, moderne Sensoren und … Kälte: kalte Sensoren rauschen weniger.
  • Hotpixel: Zufälliges Überstrahlen eines oder mehrere Pixel – das Pixel läuft durch Sensor-Rauschen „voll“ und ist im Bild als roter, grüner, blauer oder weißer (falls alle 3 Farbkanäle überlaufen) Punkt sichtbar. Sehr störend, von Aufnahme zu Aufnahme woanders. Wenige Hotpixel können gut durch Software oder Stempeln entfernt werden. Treten sie in Mengen auf, geht das nicht mehr, das Bild ist ruiniert.
    Abhilfe durch Aufnahmen in Base-ISO und kurze Belichtungszeiten. Geht natürlich nicht immer, und manchmal muss oder will man lange belichten.
  • Dead Pixel: Permanente Pixelfehler des Sensors. Entstehen bei der Herstellung, aber auch später durch Photonenbeschuss aus dem All.
    Lassen sich am einfachsten entfernen – durch die Kamera-Funktion Pixelmapping, wodurch die Dead Pixel maskiert werden, so dass sie im Bild gar nicht vorhanden sind. (Achtung: Manche Autoren bezeichnen diese Dead Pixel ebenfalls als Hotpixel.)
    Übrigens: Jeder Sensor hat Dead Pixel, Dutzende bis Hunderte.

Angeregt durch einen Forenbeitrag (vor vielen Jahren im dpreview-Forum) führe ich mit jeder neuen Kamera die folgenden Testaufnahmen durch. Ziel ist, die Empfindlichkeit des Sensors für Hotpixel und Sensor-Rauschen zu ermitteln:

  • Ohne Objektiv bzw. mit aufgesetztem Objektivdeckel, d.h. komplett schwarzes Bild.
  • Jeweils bei Base-ISO (200 bei der X-T2, 160 bei der X-T3/X-H2S, 100 bei der GFX 100S) und ISO 1600,
    mit den Belichtungszeiten 1 sec, 4 sec, 15 sec, 60 sec und 240 sec.,
    jeweils einmal ohne Schwarzbild (<NR aus>) und mit (<NR an>).
  • Entwickelt in Lightroom CC Classic mit „Belichtung +2“, ansonsten alle LR-Einstellungen auf 0.
  • Bemerkung 1Dieser Stresstest erzwingt, dass der Sensor sich erwärmt, und zeigt, wie viele Hotpixeln und/oder Sensor-Rauschen dann entstehen. Braucht man das? Ja, wenn man so sonderbare Sachen macht wie
    Langzeitbelichtungen, um Wolken/Wasser zu verwischen und Farben zu verstärken: in der Regel Base-ISO, typisch 8-240 sec.
    Nordlichter, Sterne, Milchstraße: ISO 1600-3200, 4-25 sec.
    Deep-Sky, d.h. Sterne mit Nachführ-Mechanik: ISO so hoch es sinnvoll geht, Belichtung im Stundenbereich. (Meist aber mit sündhaft teuren Spezialsensoren, denn mit den besten Kamera unserer Preisklasse kann man vielleicht so bis 1 Std. Belichtung gehen.)
  • Bemerkung 2: Häufige Kommentare in Foren sind: „Wieso, Rauschen/Hotpixel gehen doch auf Knopfdruck in Lightroom oder DXO weg?!“ Nein, nicht ganz. Und massive Hotpixel eben nicht.
  • Beim Schwarzbild (bei Fuji LENR oder kurz NR – Long Exposure Noise Reduction) macht die Kamera direkt nach der Belichtung noch ein Bild mit den gleichen Einstellungen, aber mit geschlossenem Verschluss und zieht dieses „Schwarz“bild vom eigentlichen Bild ab.
    Hotpixel werden dadurch zuverlässig beseitigt (Dead Pixel auch), aber das Sensor-Rauschen wird signifikant (41% !) erhöht. Darum ist es immer eine Güterabwägung, auch weil sich die Belichtungszeit quasi verdoppelt. z.B. 240 sec Foto, plus 240 sec Schwarzbild.

Der Test hilft mir zu erkennen, was ich problemlos von der Kamera erwarten kann, wo ich vorsichtig sein muss, und was ich vermeiden muss. Außerdem, ob Schwarzbild (NR) hilft oder nicht.


Im folgenden sind im Lightroom-Compare-Mode jeweils 2 Bilder in 100%-Vergrößerung dargestellt.

  • X-T2/X-T3: Die Bilder zu den Belichtungszeiten 15 sec und kürzer habe ich weggelassen, dort sind keine (X-T3) bis wenige (X-T2) Hotpixel zu sehen.
  • X-H2S: Vergleich mit der X-T3 bei ISO 1600 und 240 sec. Bei Base-ISO oder <= 60 sec ist die X-H2S mit der X-T3 gleichauf.
  • GFX 100S: So wenig Hotpixel/Rauschen, dass ich nur 240 sec zeige und die mit noch mehr Verstärkung (+4 EV, 200% statt +2 EV, 100%).

X-T2
Links ohne Schwarzbild, rechts mit
ISO 200 und 1600 bei 60 und 240 sec

X-T3
Links ohne Schwarzbild, rechts mit
ISO 200 und 1600 bei 60 und 240 sec

X-T2 vs. X-T3
Ohne Schwarzbild
ISO 200 und 1600 bei 60 und 240 sec
Die X-T2 ist gut, die X-T3 etwas besser.

X-T3 vs. X-H2S, ISO 1600, 60 sec
Beide Kameras sind gut

X-T3 vs. X-H2S, ISO 1600, 240 sec
Die X-H2S ist schlechter.
Durch Erwärmung verschlimmert sich die X-H2S mit jedem Bild.

X-H2S warm vs. kalt, ISO 1600
Bei kaltem Sensor auch ohne Schwarzbild wenig bis kein Rauschen/Hotpixel

X-H2S vs. GFX 100S, ISO 1600
Links mit Schwarzbild, rechts ohne.
Die GFX 100S ist selbst ohne Schwarzbild clean.

GFX 100S ISO 100 vs. 1600
+4 EV, 200% Ansicht (statt +2, 100%)
Trotz der Aufhellung um 4 Blenden sieht man bei ISO 100 kein Rauschen, sehr wenige Hotpixel.

GFX 100S ISO 1600, NR aus vs. an
+4 EV, 200% Ansicht (statt +2, 100%)
Besser ohne Schwarzbild

 

Mein Fazit nach diesen Vergleichen:

  • Die X-T2 ist bei Base-ISO (200) durchaus für Langzeitbelichtungen zu gebrauchen, wenn man das Schwarzbild aktiviert (<NR an>) und darauf achtet, dass die Kamera nicht zu heiß wird.
    Höhere ISO sollte man bei der X-T2 für Langzeitbelichtungen vermeiden.
  • Die X-T3 ist auch ohne Schwarzbild bei Base-ISO (160) gut geeignet. Der eine oder andere Hotpixel kann passieren … ist aber leicht in der Bildbearbeitung zu entfernen. Wer sicher gehen will, aktiviert das Schwarzbild.
    Selbst bei ISO 1600 ist die X-T3 für Langzeitbelichtungen gut brauchbar. Hier würde ich aber den Schwarzbildabzug aktivieren – aber wenn erforderlich (z.B. bei Serienaufnahmen der Milchstraße mit jeweils 15 sec Belichtungszeit) kommt man auch ohne Schwarzbild gut zurecht.
    Das Pixelmapping sollte man auch bei der X-T3 ab und zu durchführen.
    Im direkten Vergleich der X-T2 mit der X-T3 (rechte Bildserie, jeweils ohne Schwarzbild) sieht man, dass die X-T2 bei >1 min Belichtungszeit deutlich abbaut, während die X-T3 selbst bei 240 sec und ISO 1600 noch gut und brauchbar aussieht.
  • Die X-H2S ist bei Base-ISO 160 für einzelne Langzeitbelichtungen bis 60 sec geeignet. Das hat mich positiv überrascht – bei diesen Einstellungen erhitzt sich der stacked Sensor wohl recht wenig. Bei längerer Belichtung und höherem ISO bzw. hoher Außentemperatur steigen jedoch Hotpixel und Rauschen so stark an, dass ich sie nicht für Langzeitbelichtungen einsetzen möchte.
  • Die GFX 100S ist nicht nur ein Pixelmonster, sondern auch ein Rauschzwerg. Einfach super, kein Schwarzbild erforderlich/sinnvoll.
  • Bei allen Kameras sollte man ab und zu (1x pro Jahr) das Pixelmapping durchführen: <Bildqualität> <Pixelmapping>. Denn durch den Teilchenbeschuss aus dem Weltall entstehen mit der Zeit neue Hotpixel.

 

Damit man nicht zu den anderen Tabs  hin- und herschalten muss, wiederhole ich hier die Hotpixel-Probleme der X-T2 (ohne Schwarzbild,  alte Akku-Version, ISO zu hoch) …

Gaztelugatxe, nähe Bilbao
240 sec, ISO 1600, kein Schwarzbild
Hotpixel in allen dunklen Bildbereichen
Cargudero de Dícido, nähe Castro Urdiales
240 sec, ISO 1250, kein Schwarzbild
Schwerste Hotpixel in den sehr dunklen Bereichen
Playa de Barrio, nähe Bilbao
240 sec, ISO200 (!), kein Schwarzbild
Der Schock: Auch bei ISO 200 (Base ISO der X-T2) sind zwar schwache, aber viele Hotpixel zu sehen.

… und die ermutigenden Beispiele von der X-T3 bei sehr hohen ISO:

Der Aachener Dom leuchtet
1/35 sec, f/4, ISO 6400
Hotpixel sehr stark im Original,
mit Lightroom fast eliminiert.
Ship Inn, Porthleven
1/20 sec, f/2.8, ISO 12800
Schwache Hotpixel im Original,
mit Lightroom etwas reduziert.
Tyne Bridge, Corbridge
1/15 sec, f/2.8, ISO 12800
Schwache Hotpixel im Original,
mit Lightroom nahezu beseitigt.

 

Details kann man im jeweiligen Tab nachlesen.

 
 
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