16.10.2020 - Rundgang Ortigia, Cattedrale

Sicilia 2020: Siracusa

16.-21.10.: Siracusa

Um 10 Uhr brechen wir auf.: Die Fahrräder sind montiert, alles ist eingepackt und im Auto verstaut. Super.

Zwei Stunden fahren wir bis Enna, gottseidank haben wir uns für die Autobahn entschieden, über die engen Landsträßchen hätte es ewig gedauert. In Enna besichtigen wir das Castello di Lombardia (interessant) und spazieren anschließend die Hauptstraße Via Roma entlang. Noch 1,5 Stunden Fahrt bis Siracusa, dann kommen wir in unserem Airbnb „Villa La Latomia“ an – eine Oase mitten in der Stadt. Wir sind glücklich, die Gastgeberin Francesca ist sehr nett.

Fünf Tage bleiben wir in Siracusa, einer Großstadt mit viel Trubel, viel Verkehr und vielen Touristen (es sind Herbstferien in Deutschland). Eine gute Abwechslung zum eher ländlichen Charakter im Nordwesten.

Fazit:

  • Die Vielfalt gefällt uns sehr gut: die Altstadt Ortigia (Bummeln, Restaurants), Kultur (griechisch, römisch, Barock) und Natur (viele Riserva Naturali) und Ausflugsmöglichkeiten (Noto).
  • Leider sind viele Riserve geschlossen (Priolo, Cavegrande), nach Bränden oder Erdrutschen fehlt das Geld zur Instandsetzung.
  • Unser Airbnb liegt in einer netten Wohngegend mit Einkaufsmöglichkeiten, kleinen Restaurants.
  • Übrigens, der Verkehr in Sizilien: Geschwindigkeitsbegrenzungen sind eine unverbindliche Empfehlung – 50 km/h statt 30, 80 statt 50, 100 statt 80 usw. ist eine gute Empfehlung, um kein Verkehrshindernis zu sein. Mit der Mischung aus Rasen, kein Abstand, Überholen bei jeder Gelegenheit und gleichzeitig absoluter Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer kommen wir erstaunlich gut zurecht. Und: Fahrradfahren ist eine Freude.
 
Die Halbinsel Ortigia ist der Kern des antiken Siracusa, das vor 2.500 Jahren schon 1 Mio. Einwohner hatte. Bereits damals war Ortigia die Altstadt, die Bevölkerung lebte auf dem Festland in der Neapolis („Neustadt“) und in Vororten.

Heute ist Ortigia eine Mischung aus Touri-Rummel (Souvenirs, Restaurants, Kirchen und Promenaden) und kleinen, abgeschiedenen Gassen.

Eine schöne Tour ist ein Rundgang außen am Meer entlang: alte Prachthäuser, mittelalterliches Castello und moderne Promenaden. Dazu schöne Lichtstimmung in der Abendsonne.

Einen Nachmittag verbringen wir im Parco archeologico mit den Highlights Latomia del Paradiso, dem Ohr des Dionysos und der Seilergrotte, Teatro Greco, den (kümmerlichen) Resten des größten Tempels der Antike, dem Heron-Tempel (198 m x 22 m) und dem Amfiteatro Romano.

Beeindruckend und schön in seinem Zerfall … aber auch hier verkommt alles allmählich, es fehlt Geld.

Die Latomien sind die 2000-2500 Jahre alten Untertage-Steinbrüche, deren Decken eingestürzt sind. Eine liegt direkt neben unserem Airbnb.

Wenn wir eine Pause brauchen, oder nach getaner Arbeit, schwingen wir uns aufs Fahrrad, in die Nachbarschaft zu einem kleinen Café, nach Ortigia oder den Siracusa Bike Path über die alte Bahnstrecke am Meer entlang.

Zwei „schöne“ Erlebnisse haben wir: Eine Hundemeute (20-30 große Hunde) verfolgt uns auf einmal, Michael findet es recht gruselig, Karin entdeckt, dass Klingeln die Meute verschreckt. Dann taucht im Abendlicht der Ätna auf, 75 km Luftlinie entfernt. Eine Wucht, wie die Vulkane in Oregon und Washington.

 
17.10.: Riserva naturale di Vendicari
17.10.2020 - Riserva naturale di Vendicari: optische Täuschung
17.10.2020 – Riserva naturale di Vendicari: optische Täuschung

Es ist Samstag, Wochenende, also planen wir einen Tagesausflug. Weil warmes Wetter ist, geht es zur Riserva naturale di Vendicari, wo man wandern und baden kann, aber auch Lagunen mit vielen Vögeln und die Tonnara besichtigen kann.

Schock: Jede Menge Autos und Touristen, mit etwas Glück finden wir einen Parkplatz. Wochenende halt und zusätzlich viele Touristen. Aber es verteilt sich, die meisten liegen an einem der Strände.

Uns gefällt es gut: viele Vögel, eine gut erhaltene Tonnara, ein kleines Museum, schöne Felsen und Meer.
Zum Abschluss baden wir am späten Nachmittag und tollen lange im 25° warmen Meer.

9 km‘chen wandern wir.

 
17.10.2020 - Riserva naturale di Vendicari, La Tonnara
17.10.2020 – Riserva naturale di Vendicari, La Tonnara
 
17.10.:  Noto und Noto antica
17.10.2020 - Noto - der Bankautomat kann auch deutsch ;-)))
Der Bankautomat kann auch deutsch ;-)))

Anschließend fahren wir nach Noto, parken wie immer direkt im Herzen der Sehenswürdigkeit (hier am Dom). Eine kleine Stärkung, dann spazieren wir durch das spätbarocke Städtchen, das nach dem Erdbeben 1693 auf dem Reißbrett komplett neu gebaut wurde. Karin stürzt sich auf die Andenkenstände, Michael fotografiert. 

Dann hat Michael die Idee, noch nach Noto Antica zu fahren, 15 km entfernt, der Ort, der nach dem Erdbeben aufgegeben wurde. Über kleine und enge Sträußchen geht es in die Berge. Wir kommen kurz vor Sonnenaufgang an und sind die einzigen.

Tolle Abendstimmung in den überwucherten Ruinen, wo man an einigen Stellen die Pracht von früher noch erahnen kann.

Im Dunkeln geht’s zurück, ein langer, aber toller Tag geht zu Ende.

 
 
20.10.: Riserva Fiume Ciane & Saline di Siracusa

Die Riserva Fiume Ciane ist der größte natürliche Standort von Papyrus in Europa . Ein Geschenk ~230 v. Chr. vom Pharao an den damaligen Herrscher von Siracusa (Heron II. … der mit dem größten Tempel der Welt, siehe oben ;). Wir fahren gemütlich ca. 30 Minuten durch den dichten Stadtverkehr mit dem Fahrrad, dann empfängt uns eine ländliche Gegend, noch fünf Minuten bis zum Eingang der Riserva. Zwei Stunden wandern wir das Flüsschen bis zur Quelle (Fonte Ciane) … ich zitiere Ovid:

Der Name Ciane stammt von der griechischen Nymphe Kyane, die nach der griechischen Mythologie versuchte, den Raub der Persephone durch den Gott Hades zu verhindern, und sich, weil ihr dies nicht gelang, aus Trauer in Wasser auflöst (Ovid, Metamorphosen 5, 409–470).

Idyllisch, der hohe Papyrus auf der einen Seite, noch höheres Schilf auf der anderen Seite. Wir sind versöhnt mit dem „chiuso“ der letzten Tage. Zum Mittagessen finden wir den kleinen Imbiss „La Greca“ in Carozziere.

Aber es kommt noch besser: Michael hat gestern in Google Maps den Zugang zur Salina di Siracusa entdeckt. Man kommt gut mit dem Fahrrad hin … bis ein Metallzaun die Weiterfahrt versperrt 😳. Nee – nicht schon wieder chiuso. Aber wir entdecken einen aufgebogene kleine Lücke … Fahrräder abschließen und an den großen Verbotsschildern vorbei durch den Zaun quetschen 😂.

Wir haben die Salinen für uns alleine, müssen einmal ohne Schuhe durch einen kleinen Abfluss zwischen Saline und Meer … und sehen Reiher, Flamingos und viele kleine Vögel. Noch einmal 1,5 Stunden stromern wir den schmalen Streifen zwischen Salinen und Meer entlang. Gegenüber in der Sonne liegen Siracusa und Ortigia. 

Wir lieben solche kleinen Entdeckungen.

 

Tierwelt:

 
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